Wenn es um Zuchtformen geht, kommt man leicht ins Philosophieren. Denn Zuchtformen bei Zierfischen sind ein Ausdruck kulturellen Schaffens. Sie dienen lediglich einem Zweck, nämlich zu erfreuen. Entsprechend reflektieren sie den Zeitgeist zum Zeitpunkt ihrer Entstehung. Die Erfahrung bei Gartenpflanzen, die ja schon Jahrhunderte länger als Zierfische auf breiter Ebene gehegt und gepflegt werden, lehrt, dass gewöhnlich von hunderten von Sorten nur einige wenige längere Zeiträume überdauern. Die anderen verschwinden sang- und klanglos wieder und sterben aus.
Den Tuxedo Red Schwertträger in ursprünglichen Sinne gibt es heutzutage nur noch selten, allerdings wird auch gar nicht darauf geachtet. Die heutigen Tuxedo Red sind einfach rote Fische mit schwarzem Smoking – nichts anderes bedeuted das Wort Tuxedo: Smoking. Der Smoking ist ein schwarzer, seltener dunkelblauer Anzug, bei dem die Jacke ein Blazer ohne Schöße ist – das ist der Unterschied zum vorher üblichen Frack, der heutzutage nur noch vergleichsweise selten getragen wird.
Die schwarze Farbe wurde schon in den 1930er Jahren auf den Schwertträger gebracht. Sie kam von wilden Platies, die diese so genannte Seminigra-Färbung (semi: halb, nigra: schwarz) aus der Natur mitbrachten. Es zeigte sich, dass bei Artkreuzungen das Gen für Seminigra vom Platy auf den Schwertträger zu übertragen war. Diese Grünen Seminigra-Schwertträger nannte man die „Wiesbadener Züchtung“, weil der Züchter, Dr. Alfred Mombour, Mitglied im Wiesbadener Aquarienverein war. Es gelang auch, rote Wiesbadener zu züchten, aber das war mühselig, weil bei roten Wiesbadenern aus genetischen Gründen 50% nur der Jungtiere die gewünschte Färbung zeigen.
Der „echte“ Tuxedo wurde – den Quellen zufolge – auf Sri Lanka erzüchtet und erstmals 1956 vom Tropicarium in Frankfurt von dort importiert. Die Ausdehnung der schwarzen Farbe am Körper ist viel größer als beim Wiesbadener, außerdem wurde der Ur-Tuxedo-Helleri in rot mit schwarzen Schwanzflossen (Wagtail) gezüchtet. Die gegenwärtig im Handel befindlichen roten Tuxedo-Helleri haben meist rote Schwanzflossen.
Auch wenn waagerecht halbschwarz-rote Schwertträger also im Laufe der letzten 90 Jahre einige Veränderungen erfahren haben, geblieben ist ihnen der Name „Tuxedo“ und die Begeisterung unzähliger Zierfischfreunde auf der ganzen Welt. Das ist ziemlich beeindruckend, wenn man bedenkt, welche politischen und gesellschaftlichen Veränderungen seit den 1930er Jahren stattgefunden haben, oder?
Für unsere Kunden: Schwertträger Tuxedo Red haben Code 420453 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Text & Photos: Frank Schäfer