Ganz klar – gar keiner! Denn diese Gattung ist stammt exklusiv aus Südamerika. Aber in Indonesien werden diese schönen Großsalmler gezüchtet und gelegentlich importieren wir Jungtiere von dort. Dann fragt man sich, um welche Art es sich wohl handelt. Geschickt werden sie als S. insignis und so verkaufen wir sie auch weiter, aber trifft die Bestimmung zu? Diese Frage ließ uns nicht mehr los und wir glauben jetzt, eine Antwort geben zu können.
Nach der aktuellsten wissenschaftlichen Bearbeitung der Gruppe (Castro & Vari, 2004) gibt es sechs Arten von Semaprochilodus: S. brama (Rio Tocantins und Rio Xingu), S. insignis (Amazonas-Becken), S. kneri (Orinoko-Becken), S. laticeps (Orinoko-Becken), S. taeniurus (Amazonas-Becken) und S. varii (Surinam und Französisch Guyana). Ein im Hobby weit verbreiteter Name ist S. theraponura, dabei handelt es sich um ein Synonym zu S. insignis.
Semaprochilodus brama und S. varii brauchen im folgenden nicht weiter zu interessieren, denn S. brama hat eine völlig zeichnungslose Schwanzflosse und ist darum leicht zu erkenn und S. varii hat über 12 enge Streifen in der Schwanzflosse und somit ebenfalls unverwechselbar. Ganz kleine Jungtiere von 3-4 cm sehen bei allen Semaprochilodus noch recht farblos aus, wir musste darum bei unseren Indonesien-Importen abwarten, bis sie auf rund 6 cm Länge herangewachsen waren.
Von den verbliebenen vier möglichen Arten konnten wir nun S. insignis ausschließen, denn der hat fünf Streifen in jedem Schwanzflossenlappen (plus einen in der Mitte der Schwanzflosse), unsere Tiere aber nur drei bis vier. Verbleiben S. kneri, S. laticeps und S. taeniurus, die allesamt drei bis vier Streifen pro Schwanzflossenlappen aufweisen. Die drei Arten sind deutlich unterschiedlich hochrückig. S. taeniurus ist die schlankste Art, geradezu topedoförmig im Vergleich zu den anderen, dann kommt S. kneri und S. laticeps ist richtig hochrückig. Von den dreien hat nur S. laticeps eine pechschwarze Membran im Anschluss an den Kiemendeckel. Diese fehlt bei unseren Tieren eindeutig und so können wir den Bestimmungsfall zu den Akten legen: es handelt sich bei den Nachzuchten um Semaprochilodus kneri. Ob sich dieser Name freilich im Handel durchsetzen wird, ist fraglich. In praktisch allen Aquarienbüchern ist nämlich S. kneri als S. insignis, S. taeniurus oder S. theraponura abgebildet (so z.B. in den Bänden 2 – theraponura – und 3 – insignis und taeniurus – des Aquarien-Atlas, alle drei Einträge zeigen aber S. kneri) und bekanntlich hält sich nichts so hartnäckig, wie ein gründlicher Irrtum.
Für die Pflege ist das allerdings unerheblich, denn alle Semaprochilodus werden 30-40 cm lang und sind schöne, eindrucksvolle Großsalmler. Sie sind Aufwuchs- und Detritus-Fresser und sind aquaristisch ganz gut mit Küssenden Guramis (Helostoma) zu vergleichen. Gleich diesen haben sie nur einen engen Schlund und können mit groben Futtermitteln nicht viel anfangen, weshalb sie auch mit mit deutlich kleineren Fischen vergesellschaftet werden können. Untereinander sind sie machmal etwas unverträglich. Dem kann man dadurch entgegenwirken, dass man mindestens 5-6 Exemplare zusammen hält.
Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 290452 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Text & Photos: Frank Schäfer