Obwohl in der Aquaristik normalerweise die wissenschaftlichen Namen zur Kommunikation gewählt werden und nur ganz wenige Arten einen wirklich gebräuchlichen deutschen oder internationalen Populärnamen haben, scheint es gelegentlich einen Bedarf nach solchen Populärnamen zu geben. Im Falle der Schnecke Tylomelania marwotoae, die aus einen einzigen See auf Sulawesi stammt – dem Mahalona-See, der ein Teil der berühmten Malili-Seen ist – wurde allerdings ein wirklich saublöder Populärname erfunden, nämlich Himalaya-TDS. Dabei steht TDS für Turmdeckelschnecke.
Mit Kürzeln wie TDS kann man sich noch abfinden, aber der Hinweis auf den Himalaya ist wirklich sehr irreführend. Zwischen der Insel Sulawesi, die zu Indonesien gehört, und dem Hochgebirge Himalaya, das den indischen Subkontinent vom restlichen Asien trennt, liegen nicht nur ca. 5.000 km Luftlinie, sondern ganze zoogeografische Regionen. Wahrscheinlich spielt der Name auf der schneeweiße Gehäuse dieser Schnecke an, das jemanden an den schneebedeckten Himalaya erinnert hat.
Sei es drum. Pflege und Zucht dieser schönen Tiere sind problemlos. Im Gegensatz zu den Zwerggarnelen der Malili-Seen, die sehr empfindlich auf wasserchemische Bedingungen und zu niedrige Temperaturen (unter 28°C) reagieren können, haben sich bislang die Tylomelania-Arten als tolerant und anpassungsfähig erwiesen; übliches Leitungswasser und Temperaturen zwischen 24 und 26°C genügen ihren Ansprüchen. Tylomelania marwotoae bevorzugt sandig-schlammige Böden und ernährt sich von Detritus, also zerfallenden Pflanzen- und Tierresten. Im Aquarium füttert man sie entsprechend mit staubfeinem Trockenfutter; Futtertabletten, die langsam zu kleinen Partikeln zerfallen, haben sich bewährt. Die Schnecken sind getrennt geschlechtlich, die Geschlechter sind aber äußerlich nicht unterscheidbar. Zur Zucht muss man also eine Gruppe anschaffen, damit – rein statistisch gesehen – beide Geschlechter vertreten sind. Die Jungen werden lebend und voll entwickelt geboren. Neugeborene Tylomelania marwotoae haben ein schwarzes Gehäuse. Erst beim Heranwachsen stellt sich nach und nach die für erwachsene (als 3-5 cm lange) Schnecken typische Gehäusefärbung ein.
Übrigens: es ist völlig normal, dass die Gehäusespitze bei erwachsenen Tieren fehlt. Dabei handelt es sich nicht um eine Beschädigung, sondern die Schnecken recyclen das nicht mehr benötigte Schalenmaterial für das weitere Wachstum.
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Text & Photos: Frank Schäfer