Der Platin-Beilbauch, Thoracocharax stellatus, gehört zu den häufig importierten und dennoch geheimnisvollen Arten innerhalb der Beilbauchsalmler. Er scheint eine extrem weite Verbreitung in Südamerika zu haben. Wissenschaftliche Belege gibt es aus Argentinien, Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Uruguay, Ekuador, Paraguay, Peru und Venezuela. Unabhängig von Staatsgrenzen sind das also die Fluss-Systeme von Paraguay/Paraná, Amazonas und Orinoko. Wir haben auch schon Exemplare aus vielen Ecken dieses gewaltigen Artareals erhalten. Optisch stimmen alle miteinander überein. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass derart große Gebiete nicht von nur einer Art bewohnt werden, sondern es sich dabei in Wirklichkeit um mehrere Arten handelt. Und tatsächlich beschreibt Fagner de Souza 2014 in seiner Doktorarbeit zwei weitere Thoracocharax-Arten. Da Doktorarbeiten aber im wissenschaftlichen Sinne als „nicht publiziert“ gelten, sind diese beiden Arten bisher formal noch ohne Namen. Die eine kommt aus dem Apure und weiteren Orinoko-Zuflüssen in Venezuela, die andere aus den Einzügen der Flüsse Jurua und Purus in Brasilien. Wir beziehen unsere Thoracocharax stellatus fast immer aus Kolumbien (Orinoko).
Es gibt in Thoracocharax nur eine weitere wissenschaftlich akzeptierte Art, nämlich T. securis. Sie stellt ein weiteres Rätsel dar. T. securis stammt aus dem oberen Amazonas-Becken und kommt nach wissenschaftlichen Angaben auch oft gemeinsam mit T. stellatus vor, taucht jedoch praktisch nie in den Zierfischsendungen auf, selbst wenn man sie bestellt. Das ließ uns schon daran zweifeln, dass es diese Art überhaupt gibt. Aber es gibt sie, wir zeigen Ihnen hier auch eines der ganz wenigen existierenden Lebendfotos dieser Art. Sie unterscheidet sich von T. stellatus durch den erheblich stärker gewölbten Bauch, das Fehlen eines schwarzen Flecks an der Basis der Rückenflosse und – das ist das absolut zweifelsfreieste Erkennungsmerkmal – dadurch, dass T. stellatus nur zwei bis drei Schuppenreihen auf der Basis der Afterflosse hat. Dort besitzt T. securis 5-6 Schuppenreihen.
Das dritte Rätsel der Platinbeilbäuche ist die Frage nach der erreichbaren Endgröße. Für T. stellatus werden in der wissenschaftlichen Literatur 6,7 cm Standardlänge (ohne Schwanzflosse), für T. securis 6,8 cm angegeben. Wir haben aber, obwohl wir schon große Stückzahlen von T. stellatus gesehen haben, noch nie Exemplare über deutlich über 5 cm Standardlänge bemerkt. Auf dem Papier sieht dieser Unterschied nach wenig aus, aber verglichen mit den Jumbos von Gasteropelecus maculatus, wirken Thoracocharax ziemlich zierlich.
Man sieht: es gibt auch den vermeintlich alltäglichen Zierfischen noch großen Forschungsbedarf. Die Aquarianer der Welt können und sollten sich daran beteiligen. Ein netter Nebeneffekt: Platinbeilbäuche stellen prächtige und interessante Pfleglinge im Aquarium dar! Man pflege sie im Trupp ab 5 Exemplaren und reiche möglichst oft Insektenfutter (gefriergetrocknete Rote Mückenlarven, Fruchtfliegen, Blattläuse etc.), dann sind es ausdauernde Pfleglinge.
Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 267004 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Text & Photos: Frank Schäfer