Bis vor kurzer Zeit unterschied man bei den Störwelsen zwei Gattungen nach anatomischen Merkmalen: die relativ kurznasigen Sturisomatichthys mit vier beschriebenen Arten und die relativ langnasigen Sturisoma mit über 15 Arten. Alle Störwelse sind beliebte, weil attraktive und auch gut züchtbare Aquarienfische, die im Gegensatz zu den meisten anderen Harnischwelsen nicht in Höhlen brüten, sondern ihre Gelege offen (meist an einer der senkrechten Aquarienscheiben) absetzen. Nach dem Laichen bewacht das Männchen das Gelege bis zum Schlupf der Jungen. Als Faustregel konnte man sagen, dass die Sturisomatichthys kleiner bleiben (10-12 cm), während man bei Sturisoma mit 15-30 cm (je nach Art) rechnen musste.
Doch eine aktuelle Studie von Alejandro Londoño-Burbano und Roberto E. Reis ergab, dass alle Störwelse aus Kolumbien, Venezuela und Panama so eng miteinander verwandt sind, dass sie in die gleiche Gattung gehören – also Sturisomatichthys – während die Arten aus dem gesamten Amazonas-Becken und weiter südlich bis Paraguay in Sturisoma bleiben.
Ungeachtet dessen sind die kurznasigen Sturisomatichthys im engeren Sinne schwierig in der Artbestimmung. Die erste Art, die importiert und nachgezüchtet wurde, war 1985 S. leightoni. Sie verschwand wieder aus dem Hobby, während aus Kolumbien ab den 1990er Jahren zwei sehr ähnliche Arten, die Evers & Seidel als S. sp. „Kolumbien1“ und S. sp. „Kolumbien2“ bezeichneten, häufiger importiert und gezüchtet wurden. Dann kamen auch immer wieder einmal „echte“ S. leightoni in den Handel. Da alle drei Arten hochvariabel in der Färbung sind, eine Bestimmung darum nicht immer möglich ist und die Sendungen aus Kolumbien zudem oft mehrere Arten gemischt enthalten, werden diese drei Formen im Handel meist nicht voneinander unterschieden und als S. leightoni bezeichnet – auch bei uns.
Aktuell haben wir sehr gut eingewöhnte, ausgewachsene, kräftige und laichreifte Tiere im Stock. Die meisten entsprechen am besten Sturisomatichthys sp. Kolumbien1, werden aber aus oben genannten Gründen bei uns als S. leightoni geführt. Bei gut eingewöhnten Tieren erkennt man bei S. sp. Kolumbien1 zahlreiche Punkte und Wurmlinien auf dem Vorderkörper, die bei S. leightoni fehlen. Leider verblassen diese Farbmerkmale aber bei gestressten Tieren zur Unkenntlichkeit. Die im Dezember 2019 neu beschriebene Art S. guaitipan aus dem oberen und mittleren Rio Magdalena in Kolumbien ist S. sp. Kolumbien1 sehr ähnlich, jedoch wird als Alleinstellungsmerkmal für S. guaitipan angegeben, dass sie nur 10 geteilte Flossenstrahlen in der Schwanzflosse hat, während beide für diesen Post fotografierten Tiere 12 geteilte Strahlen in der Schwanzflosse haben.
Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 294403 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Literatur: Londoño-Burbano, A. & R.E. Reis (2019): A Taxonomic Revision of Sturisomatichthys Isbrücker and Nijssen, 1979 (Loricariidae: Loricariinae), with Descriptions of Three New Species. Copeia 107, No. 4, 2019, 764–806
Text & Photos: Frank Schäfer