Ostern steht vor der Tür, es wird wärmer. Goethe lässt seinen Dr. Faust beim Osterspaziergang sagen:
„ Vom Eise befreit sind Strom und Bäche,
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick“
und das gilt auch für Gartenteiche. Gartenteichzeit ist für viele auch Goldfischzeit. Die gedrungen gebauten, groß- und doppelflossigen Zuchtformen des Goldfisches, die so genannten Schleierschwänze, eignen sich allerdings nur wenig für typische Gartenteiche. Man sollte sie in besonderen Aquarien oder Teichen pflegen, in denen man auf ihre Empfindlichkeiten Rücksicht nehmen kann. Niemals darf man diese Tiere in ein ungeheiztes Freilandbecken bringen, so lange die Wassertemperatur dauerhaft unter 16°C liegt. Zoologisch sind Schleierschwänze zwar Goldfische (Carassius auratus) und tolerieren somit Wassertemperaturen zwischen 10 und 30°C, jedoch werden die meisten im Zoofachhandel angebotenen Schleierschwänze in tropischen Regionen gezüchtet, wo die Wassertemperatur niemals unter 22°C fällt. Die Gewöhnung an niedrige Temperaturen muss darum zwingend ganz allmählich über etliche Wochen bis Monate erfolgen. Beachtet man dies nicht, so sind schwere Erkrankungen die unausweichliche Folge. Für die Überwinterung eingewöhnter Schleierschwänze gilt das gleiche, das für frostempfindliche Kübelpflanzen, wie Oleander oder Orangenbäumchen gilt: hell und kühl, aber frostfrei sollte das Winterquartier sein.
Richtig gepflegte Schleierschwänze kommen zur Osterzeit, wenn die Tage länger und wärmer werden, in Fortpflanzungsstimmung. Die Männchen sind grundsätzlich immer schlanker und haben vergleichsweise größer entwickelte Flossen. Zur Brunftzeit bekommen sie zusätzlich einen so genannten Laichausschlag. Das sind kleine Pickelchen auf den Kiemendeckeln und auf dem Hartstrahl der Brustflosse, die auf den ersten Blick etwas an Weißpünktchenkrankheit (Ichthyophthirius) erinnern, aber völlig harmlos und normal sind. Die Schleierschwanz-Männchen werden oft regelrecht liebestoll und verfolgen unaufhörlich – oft zu mehreren – ein Weibchen. Sie stupsen die Angebetete in den hinteren Flankenbereich und dirigieren sie in Richtung von Wasserpflanzenbüschen. Dort werden die sehr zahlreichen Eier abgelaicht und sogleich befruchtet. Anschließend kümmern sich Goldfische nicht mehr um den Nachwuchs, es sei denn, um den Kaviar zu verzehren.
Die hier beispielhaft gezeigten Schleierschwänze sind ein geschlechtsreifes, 8-10 cm langes Pärchen einer weißen Zuchtform mir roten Augen. Weiße Goldfische gibt es zwar schon hunderte von Jahren, aber beliebt waren sie in Ostasien nicht, da weiß als die Farbe der Trauer und des Todes gilt. Erst durch die Goldfisch-Exporte in den Westen wurden diese Farbvarianten auch für asiatische Zuchtbetriebe interessant. Bei einer Verpaarung von Schleierschwänzen der gleichen Zuchtrichtung erhält man zwar überwiegend Jungtiere, die den Eltern ähnlich sehen, allerdings sind bei Goldfischen für die Flossen- und Farbentwicklung viele verschiedene Gene zuständig. Bei Hobbyzuchten, wo von den mehreren hundert Eiern – bei großen Tieren auch tausende – aus Raumgründen nur ein winziger Bruchteil aufgezogen wird, erfolgt oft unbewusst eine Auslese. Denn die robustesten und schnellwüchsigsten Exemplare sind hier im Vorteil und die entsprechen nur selten dem Idealbild der Rasse. Bei den Berufszüchtern ist das anders. Dort werden möglichst viele der Nachkommen bis zu einer gewissen Größe aufgezogen, in der die Anlagen deutlich erkennbar werden. Erst dann erfolgt eine Auslese der Tiere mit besonders erwünschten Merkmalen. Darum kommen Schleierschwänze auch erst ab einer Größe von 4-5 cm in den Handel.
Für unsere Kunden: Gemischte Schleierschwänze („Oranda“) in der Größe 8-10 cm haben Code 812005 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Text & Photos: Frank Schäfer