Die Wildmollies sind – aus zoologisch-systematischer Sicht – sicherlich eine der schwierigsten Fischgruppen überhaupt. Nicht ohne Grund schwankt die Wissenschaft seit über 100 Jahren zwischen zwei Extrem-Ansichten: die erste besagt, dass alle Wildmollies zu nur zu einer, hochvariablen Art gehören, die dann Poecilia sphenops heißen würde, andere ordnen die bislang 33 wissenschaftlich beschriebenen Formen 12 Arten zu. Hinzu kommen noch unbeschriebene Arten. Kurz und gut: es ist sehr schwierig.
Das legt daran, dass alle Arten polymorph und polychromatisch sind. Also: in jeder Population gibt es eine ganze Reihe von farblichen und körperlichen Varianten. Es ist darum unmöglich, sie so zu definieren, dass die Bestimmung von Einzeltieren gelingen kann, man muss immer große Serien von Wildfängen (50 oder mehr Exemplare) untersuchen, um zu einer Entscheidung bezüglich der Artzugehörigeit gelangen zu können. Die Sache wird übrigens nicht einfacher durch die Tatsache, dass Wildmollies, genau wie Guppys und Gambusen, bis in die 1950er Jahre ziemlich willkürlich zur Moskitobeämpfung ausgesetzt wurden.
Die Arten Poecilia mexicana und P. sphenops unterscheiden sich äußerlich nicht nennenswert. P. sphenops hat einspitzige Zähne, P. mexicana dreispitzige und es gibt kleine Unterschiede in der Struktur des Begattungsorgans der Männchen. Beide Arten haben ein riesiges natürliches Verbreitungsgebiet und wurden zusätzlich vom Menschen verschleppt, so dass die Kenntnis der Herunft bei der Bestimmung auch nicht weiterhilft.
Campeche ist ein mexikanischer Bundesstaat, der sich über einen großen Teil des Westens der Halbinsel Yucatan erstreckt. Die Ahnen des Stammes von P. mexicana, den wir jetzt schon einige Jahre ab und zu aus asiatischen Teichnachzuchten anbieten können, stammen von dort. Die schönen und pflegeleichten Mollies haben als besonderen Reiz, dass sich die Männchen blitzschnell umfärben können. In höchster Erregung sind sie tief blauschwarz, entspannte Männchen sind die die Weibchen hell olivgrün mit blauen Glanzschuppen. Nicht alle, aber die meisten Männchen entwickeln einen orangefarbenen Saum in der Schwanzflosse, dessen Farbintensität u.a. durch die soziale Stellung gesteuert wird.
Gewöhnlich erreicht der Mexiko-Molly eine Größe von 4-6 cm, so wie der Black Molly, in dessen Ahnenreihe er übrigens auch vertreten ist. Aber manchmal kann auch Riesenwuchs bei diesen Fischen auftreten, dann wurden schon Giganten von über 10 cm Länge beobachtet.
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Text & Photos: Frank Schäfer