Der Malawisee im Herzen Afrikas beherbergt eine ungeheure Formenvielfalt von Buntbarschen (Cichliden). Oft ist es schwer zu entscheiden, ob es sich im Einzelfall um verschiedene Arten oder um Lokalvarianten handelt. Extrem beliebt in der Aquaristik sind die Felsenbuntbarsche (Mbuna). Aber auch unter den Nicht-Mbuna, die in ihrem Lebensraum nicht so sehr auf die auf Felsen wachsenden Algenaufwüchse als Nahrungsgrundlage angewiesen sind, finden sich viele fantastisch gefärbte und interessante Buntbarsche.
Zu letzteren zählt Placidochromis milomo, ein Wulstlippen-Buntbarsch, der einst, in den späten 1970er Jahren, als hochbezahlte Rarität in unsere Aquarien kam. Damals nannte man ihn noch „Haplochromis sp. Super VC 10“. Die Super VC 10 war ein populäres, sehr schnelles Kleinflugzeug. Man nannte den Barsch so, weil er in einem hohen Tempo in tiefere Wasserschichten abtauchte, wenn sich Fänger näherten. Erst 1989 wurde die Art dann offiziell als Placidochromis milomo beschrieben, wobei sich Wort milomo dem Chichewa-Wort für Lippen entlehnt ist. Es bezieht sich auf die stark hypertrophierten Lippen mit fleischigen Mittellappen dieser Fischart.
Wozu diese dicken Lippen des bis zu 20 cm langen Tieres gut sind? Darüber streiten die Gelehrten. Es gibt die These, die dicken Lippen würden Felsenspalten abdichten, in die kleine Fische flüchten. Dann könnten die Wulstlippen-Buntbarsche die Beute durch Unterdruck heraussaugen. Andere Forscher bestreiten das energisch und weisen darauf hin, dass das biomechanisch gar nicht gehen würde. So gibt es eine zweite weitverbreitete These, die dicken Lippen seien eine Art Stoßdämpfer. Denn die Buntbarsche würde auf der Jagd nach kleinen Fische mit hohem Tempo immer wieder an Felsen stoßen. Und es ist eine Tatsache, dass die Lippen bei Aquarienfischen (sogar Wildfängen) nie so dick sind wie in der Natur. Im Aquarium lieben es die Fische übrigens, den Boden nach Geophagus-Art zu durchbuddeln.
Unsere P. miolomo sind Nachzuchten aus Asien. Außer ihrem interessanten Verhalten und der herrlichen Färbung haben P. milomo noch etwas zu bieten: sie gehören zu den friedlichsten Maulbrütern überhaupt! Sogar zwei Männchen vertragen sich im Aquarium ziemlich gut.
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Text & Photos: Frank Schäfer