Aus dem Süden Indiens (Kerala) stammt dieses Nano-Fisch-Juwel; der entzückende Zwergbärbling wird maximal 3 cm lang. Es handelt sich um absolut friedliche Schwarmfische, die am liebsten auf der Oberseite breiterer Blätter, besonders gern an Ludwigia-Arten, ablaichen. Dabei zeigen sie aber auch eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit. Vor etwa 50 Jahren, als diese Schönheiten erstmals importiert wurden, berichteten die ersten Züchter, dass die Tiere bei ihnen auch den Wurzelbereich von Schwimmfarnen oder die Blätter von Wasserpflanzen in mittleren Wasserschichten als Ablaichsubstrate akzeptierten. Neochela dadiburjori eignet sich besonders zur Belebung des oberen Wasserdrittels, ähnlich wie es die Beilbauchsalmler im Südamerika-Aquarium tun.
Während der Photosession gelang uns ein Schnappschuss, der ein absolut ungewöhnliches Verhalten bei N. dadiburjori dokumentiert: ein Exemplar dehnte sich (so wie es alle Fische von Zeit zu Zeit tun) und legte dabei den Kopf in den Nacken. Letzteres ist den meisten Fischen aus anatomischen Gründen normalerweise nicht möglich. Wir habe das jedenfalls noch nie gesehen oder auch nur davon gehört. Möglicherweise ist es eine Spezialanpassung dieser Oberflächenfische, um kleine Mücken und Fliegen – ihr absolutes Lieblingsfutter – leichter von unten von der Wasseroberfläche picken zu können.
Die chemische Wasserzusammensetzung ist für die Pflege dieser Fische nebensächlich, jedes als Trinkwasser geeignete Leitungswasser kann Verwendung finden. Die Wassertemperatur sollte im Bereich von 22-28°C liegen. Jegliches übliche Fischfutter passender Größe wird willig akzeptiert, allerdings frisst Neochela dadiburjori nur ungern vom Boden, das ist zu beachten. Männchen und Weibchen unterscheiden sich hauptsächlich in Bezug auf die Figur. Die Empfindlichkeit, die diesen Tieren gelegentlich nachgesagt wurde, beruhte wohl auf Unzulänglichkeiten bei den ersten Importen in den 1970er Jahren. Die aktuellen Importe erweisen sich als vollkommen unproblematisch.
Auf unserer Stockliste wurde diese Art ursprünglich als Chela dadyburjori angelegt; so wird sie auch im Aquarien-Atlas geschrieben, weil der Artname zu Ehren eines Herrn Dadyburjor vergeben wurde. Die wissenschaftlich richtige Schreibweise ist aber dadiburjori (also mit „i“ und nicht mit „y“), was zu erklären hier zu weit führen würde. Auch bezüglich des Gattungsnamens musste das Tierchen schon einiges ertragen. Neochela wurde 1958 von Silas ursprünglich als Untergattung zu Chela aufgestellt. Dieser Autor sah in Laubuka (die Schreibweise Laubuca mit „c“ ist falsch) ein Synonym zu Chela. Später wurde von anderen Autoren (Pethiyagoda et al, 2008) Laubuka wieder in Gattungsrang erhoben, in Chela stehen heutzutage nur noch die Arten atpar (Synonym: cachius) und macrolepis. Die Unterscheidung zwischen Chela und Laubuka beruht auf Skelettmerkmalen und ist äußerlich nicht sichtbar. Kottelat (2013) erhob Neochela schließlich in Gattungsrang; die Gattung enthält nur eine Art, nämlich N. dadiburjori. Der äußerlich gut erkennbare Hauptunterschied zu Laubuka und Chela liegt darin, dass Neochela keine oder nur eine unvollständige Seitenlinie hat (vollständig bei den beiden anderen Gattungen).
Für unsere Kunden: das Tierchen hat Code 409502 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Literatur
Kottelat, M. (2013): The fishes of the inland waters of southeast Asia: a catalogue and core bibliography of the fishes known to occur in freshwaters, mangroves and estuaries. Raffles Bulletin of Zoology Supplement No. 27: 1-663.
Meinken, H. (1976): Chela dadyburjori. DATZ 29(4)1976: 120-122
Menon, A. G. K. (1952): Notes on fishes in the Indian Museum. XLVI. On a new fish of the genus Laubuca from Cochin. Records of the Indian Museum (Calcutta) v. 49 (pt 1): 1-4
Neumann, H. (1976): Chela (Laubuca) dadiborjori. DATZ 29(2)1976: 39-40
Niewenhuizen, A.van den (1976): Chela dadyburjori. DATZ 29(12)1976: 404-405
Pethiyagoda, R., M. Kottelat, A. Silva, K. Maduwage & M. Meegaskumbura (2008): A review of the genus Laubuca in Sri Lanka, with description of three new species (Teleostei: Cyprinidae). Ichthyological Exploration of Freshwaters v. 19 (no. 1): 7-26
Silas, E. G. (1958): Studies on cyprinid fishes of the oriental genus Chela Hamilton. Journal of the Bombay Natural History Society v. 55 (pt 1): 54-99, Pls. 1-2.
Text & Photos: Frank Schäfer