Nandopsis haitiensis

12. Juli 2024

Obwohl die aktuelle Klassifizierung der früher in Cichlasoma zusammengefassten Buntbarsche aus Mittelamerika nun auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, setzen sich viele Gattungsnamen doch nur recht schleppend im Hobby durch. Das hat seine Ursache natürlich vor allem darin, dass die Großcichliden Mittelamerikas gegenwärtig nur noch von einer Handvoll Spezialisten gepflegt und gezüchtet werden. Diese Fische brauchen nun einmal relativ große Aquarien, die sie gerne mal nach ihren eigenen Vorstellungen umräumen, und sind, wenn sie Jungbrut führen (was sie früher oder später immer tun), ziemlich schlecht auf Aquarienmitbewohner zu sprechen, in denen sie Fressfeinde für ihre Kinder zu erkennen glauben. Viele betrachten außerdem Pflanzen grundsätzlich als Nahrungsmittel, was einen abwechslungsreichen Unterwassergarten unmöglich macht. Wer sich jedoch auf diese Tiere einlässt und mit den genannten Eigenschaften klarkommt, der wird seine helle Freude an den ebenso charaktervollen wie auch in vielen Fällen farbenprächtigen, in jedem Fall aber imposanten Fischen haben.

In der Gattung Nandopsis befinden sich nur noch drei Arten, nachdem diese Gattung zuvor etwas weiter gefasst war. Diese drei Arten sind allesamt Top-Raritäten in der Aquaristik der Gegenwart: Nandopsis tetracanthus von Kuba, N. ramsdeni, ebenfalls von Kuba, und N. haitiensis, der ausschließlich auf der Insel Hispaniola vorkommt. Alle drei Arten sind große Buntbarsche, als Maximallänge für N. haitiensis werden 21,5 cm Standardlänge, also ohne Schwanzflosse, angegeben.

Hispaniola ist politisch zweigeteilt, im Westen heißt der Staat Haiti, im Osten befindet sich die Dominikanische Republik. Nandopsis haitiensis gibt es überall auf der Insel, sogar ab und zu im Brackwasser. Die Art ist farblich hochvariabel, systematische Untersuchungen darüber, ob diese Variabilität ökologisch bedingt ist, gibt es nicht. Die wegen ihrer wulstigen Lippen als eigenständige Art beschriebene N. vombergi gilt heute als Synonym zu N. haitiensis.

Bereits 1938 berichtete Erhard Roloff über die Pflege und Zucht selbst gefangener und mitgebrachter Exemplare. Es sind typische Offenbrüter mit Elternfamilie, die alle oben aufgeführten Eigenschaften haben. Interessanterweise färben sich geschlechtsaktive weibliche N. haitiensis fast völlig schwarz ein, während die Männchen dann in dezentem Silbergrau erstrahlen. Einen ausgezeichneten Zuchtbericht mit schönen Bildern erwachsener Tiere finden Sie hier http://www.dcg-allgaeu.de/Arche_Nandopsis_haitiensis.html (nur in deutscher Sprache). Alle Nandopsis-Arten gelten als Jungfische als etwas empfindlich. Man sollte sich nicht durch ihr robustes Aussehen dazu verleiten lassen, sie für „harte Burschen“ zu halten. Oft werden sie wegen ihrer Krankheitsanfälligkeit bei hohen Temperaturen (26-28°C) gehalten, unbedingt nötig ist das aber nicht.

Wir können gerade sehr stabile Nachzuchten (4-6 cm lang) dieser Rarität anbieten. Sie haben Code 649202 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Text & Photos: Frank Schäfer