Dieser Zwergbärbling – er erreicht nur 2-3 cm Totallänge – liegt voll im Trend der Zeit. Schon immer hat es Moden in der Aquaristik gegeben, so wie in jedem anderen Hobby auch. Mal sind es die Salmler, dann wieder die Malawibuntbarsche oder die Diskus, die L-Welse oder die westafrikanischen Zwergbuntbarsche. Zuletzt spielten Zwerggarnelen eine große Rolle. Solche Trends kommen und gehen. Welche Arten sich dauerhaft im Hobby etablieren können, lässt sich allerdings kaum vorhersagen.
Microrasbora rubescens wurde bereits 1962 für die Aquaristik importiert und auch nachgezüchtet, führte jedoch stets ein Schattendasein. Leider wirken die Tierchen in kahlen Händlerbecken recht farblos. In voller Farbe sehen sie allerdings einem Neonfisch (Paracheirodon) nicht unähnlich. Da die völlig friedlichen Fische sich gut mit Garnelen vergesellschaften lassen und wie wie diese eher kühlere als höhere Wassertemperaturen schätzen, erlebten sie mit dem Zwerggarnelen-Boom eine wahre Renaissance.
Microrasbora rubescens kommt ausschließlich im Inle-See und Umgebung in Burma vor. Dort ist das Wasser hart, der pH-Wert leicht alkalisch (zentraler Teil des Sees: pH 7,6 – 8,8, Zufluss des Sees: pH 7,1 – 7,2). Die Wassertemperatur liegt tagsüber im Bereich von 21,3 – 28,8°C, die Lufttemperatur kann zwischen 5°C (Minimumtemperatur) und 38°C (Maximumtemperatur) schwanken (alle Angaben nach: Khaung et al., 2021). Eine aktuelle Studie (Fuke et al., 2022) hat gezeigt, dass es eine unerwartet große genetische Vielfalt bei Microrasbora rubescens im Inle Lake und den Umgebungsgewässern gibt, ohne dass diese Populationen sich äußerlich unterscheiden ließen. Mindestens zwei evolutionäre Linien konnten in Umgebungsgewässern des Inle-See nachgewiesen werden, die sich vor schätzungsweise 2,7 und 1,9 Millionen Jahren von der Seepopulation getrennt haben.
Im Aquarium ist die Pflege von Microrasbora rubescens völlig problemlos. Man sollte sie im Trupp ab 10 Exemplaren aufwärts in gut bepflanzten Aquarien pflegen. Gefressen wird jegliches Zierfischfutter passender Größe, Pflanzen werden nicht angefressen. Die Weibchen werden größer als die Männchen, sind fülliger und haben weniger Rot in der Färbung. Gelaicht wird in feinen Pflanzen, besonders Javamoos wird als Ablaichpflanze geschätzt. Die Aufzucht ist wegen der Kleinheit der Jungen etwas für geübte Züchter, aber grundsätzlich nicht schwer.
Für unsere Kunden: die Tierchen haben Code 430942 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Text & Photos: Frank Schäfer
Literatur:
Fuke, Y., Y. Kano, S. Tun, L. K. C. Yun, S. S. Win & K. Watanabe (2022): Cryptic genetic divergence of the red dwarf rasbora, Microrasbora rubescens, in and around Inle Lake: implications for the origin of endemicity in the ancient lake in Myanmar. Journal of Fish Biology v. 101 (no. 5): 1235-1247
Khaung, T., Iwai, C. B. & T. Chuasavathi (2021): Water Quality Monitoring in Inle Lake, Myanmar from the floating Garden Activity. Malaysian Journal of Fundamental and Applied Sciences, Vol. 17: 593-608