Die zweite Art von Regenbogenfischen der Gattung Melanotaenia, die jemals wissenschaftlich beschrieben wurde, war M. splendida. Das war im Jahr 1866. Die Beschreibung der Art beruht auf Exemplaren aus dem Fitzroy River in Queensland, Australien. Die Art erschien dem Erstbeschreiber Peters so ungewöhnlich, dass er sogar eine neue Gattung eigens dafür aufstellte, nämlich Nematocentris. Er übersah aber, dass für die allererste Art dieser Gattung – beschrieben als Atherina nigrans im Jahr 1843 – bereits im Jahr 1862 von Gill die Gattung Melanotaenia geschaffen worden war. Während die Gattungszugehörigkeit von M. splendida heutzutage unstrittig ist, ist man sich keineswegs einig darüber, wie die zahlreichen Fundortformen in Australien zu bewerten sind. Je nachdem, welchem Artkonzept die einzelnen Wissenschaftler folgen, sieht man in ihnen entweder Varianten, Unterarten oder eigenständige Arten.
Die schönen M. splendida, die wir aus Singapur erhalten haben, zeigen recht deutlich, dass es sich dabei nicht um rein akademische Debatten handelt, sondern dass diese Dinge auch eine praktische Bedeutung haben. Denn zu welcher Population die Stammeltern dieser Fische gehörten, ist leider nicht überliefert. Überall auf der Welt sterben Fischarten aus, weil ihre Umwelt verändert wird. Viele in der Natur ausgestorbene oder hochgradig gefährdete Fischarten können nur über Aquariennachzuchten für künftige Menschheitsgenerationen erhalten werden. Das gelingt bereits recht gut, doch ist es dafür auch notwendig, das man auf Populationsebene und unbedingt artrein züchtet. Denn das ferne Ziel ist es ja, dass solche Tiere eines fernen Tages wieder in ihrem ursprünglichen Biotop in Freiheit schwimmen können und Teil eines natürlichen Ökosystems sind.
Wer sich einfach nur für bunte Fische interessiert und sich vielleicht erste Sporen mit der Nachzucht verdienen will, ist mit M. splendida aus Singapur sehr gut bedient; es sind wunderschöne Fische! Doch wenn tiefergreifendes Interesse besteht, sollte man sich an spezialisierte Gemeinschaften wie die IRG (Internationale Gesellschaft für Regenbogenfische) oder die ANGFA (Australian New Guinea Fishes Association) wenden. Allerdings sind auch wir im Handel bemüht, immer dann, wenn uns Fundortformen angeboten werden, diese wichtige Information an unsere Kunden weiterzugeben.
Für unsere Kunden: die für diesen Post fotografierten M. splendida aus Singapur haben Code 428903 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Text & Photos: Frank Schäfer