L330 wissenschaftlich beschrieben: Panaque nigrolineatus laurafabianae

23. März 2020

Viele Fischkundler (Ichthyologen) lehnen gegenwärtig das Konzept der Unterart ab. Sie argumentieren, dass es entweder abgrenzbare Merkmale gibt, dann sei es eine Art, oder eben nicht, und dann sei die Form gar nicht benennbar. Dieses Konzept hat allerdings nur bedingt etwas mit der Realität zu tun; im Fall der großen Streifen-Harnischwelse oder Royal Plecos aus der Verwandtschaftsgruppe um Panaque nigrolineatus weiß man schon lange, dass es in unterschiedlichen Fluss-Systemen unterschiedlich aussehene Populationen gibt. Sie wurden mit den L-Nummern L 27 (Brasilien: Rio Tocantins), LDA 63 (Brasilien: Rio Xingu), LDA 77 (Brasilien: Rio Tapajós = Panaque armbrusteri), L190 (Kolumbien/Venezuela: Rio Meta), L191 (Kolumbien: Rio Caqueta), L330 (Kolumbien: Rio Guaviare), L418 (Peru: Rio Tingo Maria), L488 (Brasilien: Rio Aripuana); hinzu kommt der „Goldene L27“ aus dem Rio Araguaia in Brasilien ohne L-Nummer.

L330 unterscheidet sich von L190 im Alter dadurch, dass er ein Punktmuster anstelle der Längsstreifen entwickelt (kleine Jungtiere kann man nicht unterscheiden) und erheblich größere Sinnespapillen auf der unteren Hälfte der Mundscheibe hat (verglichen mit L190). L190 gilt als „typischer“ Panaque nigrolineatus, eine Art, die bereits 1877 wissenschaftlich beschrieben wurde. Die Vorkommen sowohl von L190 wie auch von L330 liegen in Oberläufen von Flüssen, die letztendlich zum Orinoko-System gehören, während der dritte Kolumbianer, L191 (der „grüne“, der vermutlich zur Art Panaque titan gehört) aus einem Fluss stammt, der zum Amazonas hin entwässert.

Aufgrund der kommerziellen Bedeutung von L330 und auch, weil neuere, molekulare Untersuchungen zeigten, das L330 und L190 vermutlich nicht auf Artniveau identisch sind, haben sich Armando Ortego-Lara und Nathan K. Lujan entschlossen, sich gegen den Trend zu stellen und die Population des Schwarzstreifen-Harnischwelses aus dem Fluss-System des Rio Guaviare (L330) als Unterart zu Panaque nigrolineatus zu beschreiben. L330 heißt nun also richtig Panaque nigrolineatus laurafabianae, L190 Panaque nigrolineatus nigrolineatus

Die Autoren weisen ausdrücklich darauf hin, dass es sowohl Exemplare von P. n. nigrolineatus gibt, die Merkmale von P. n. laurafabianae zeigen wie auch umgekehrt; das sind jedoch Ausnahmen.

Beide Unterarten werden sehr groß, deutlich über 40 cm, und ernähren sich hauptsächlich von Holz. Da dies eine sehr nährstoffarme Kost ist, koten die Tiere reichlich. Größere Exemplare sind zudem untereinander oft unverträglich. Man sollte sich Panaque nigrolineatus (egal, welche Form) darum nur anschaffen, wenn man entsprechend große Aquarien zur Verfügung hat.

Text: Frank Schäfer, Photos: Frank Schäfer und Erwin Schraml