1961 erschien eine Übersichts-Arbeit über die Flossensauger der Gattung Gastromyzon von Borneo. Darin wurden fünf Arten unterschieden: G. pauciradiatus, G. nieuwenhuisii, G. fasciatus, G. punctulatus und G. borneensis. 2006 erschien die nächste Revision dieser Fische von Borneo. Damit ging eine wahre Artenexplosion einher, allein in Gastromyzon sind heute 36 Arten von Borneo bekannt! Von den ursprünglich fünf Arten stehen zwei heute in Neogastromyzon (nieuwenhuisii und pauciradiatus), so dass nicht weniger als 33 Arten, die bei früheren Importen 3 Arten zugeordnet wurden, nun neu bestimmt werden müssen! Das ist allerdings gar nicht so einfach, wie man sich denken kann, denn viele Artmerkmale sind nur an speziell präparierten Exemplaren erkennbar und auch dann bedarf es großer Erfahrung, um nicht irre zu gehen.
Es werden immer wieder zwei punktierte Arten im Zierfischhandel angeboten, die sich extrem ähnlich sehen: Gastromyzon ctenocephalus und G. scitulus. Da früher nur eine punktierte Art bekannt war, nämlich G. punctulatus, wurden die beiden schon jahrzehntelang als G. punctulatus bezeichnet. In Wirklichkeit hat aber G. punctulatus „Oberkopf und Wirbelsäulenbereich mit kleinen, runden, hellen Flecken in einem dunklen Netzwerk“ (Inger & Chin, 1961) und wird wohl nur ganz ausnahmsweise – wenn überhaupt – importiert, die beiden Arten G. ctenocephalus und G. sciltulus haben aber helle Flecken auf flächig dunklem Untergrund. Stimmungsbedingt kann die Grundfärbe zwischen hellbraun und tiefschwarz schwanken. Man kann diese beiden Arten angeblich unterscheiden, wenn sie die Flossen spreizen. Dann sieht man, dass C. ctenocephalus in der Schwanzflosse waagerechte blaue Streifen und in der Rückenflosse blaugrün glänzende Flecken hat; bei G. sciltulus sind in der Schwanzflosse blaugrün glänzende Flecken, in der Rückenflosse keine farblich auffällige Zeichnung. Leider spreizen die Tiere aber ihre Flossen nicht auf Zuruf und außerdem gibt es reichlich Zwischenformen, selbst innerhalb eines einzigen Imports. Die in diesem Post abgebildeten Tiere entsprechen am besten G. ctenocephalus. Weil ganz häufig ohnehin ein Mix von bis zu fünf Flossensauger-Arten zu uns kommt – werden diese Tiere im Handel einfach weiterhin als Gastromyzon punctulatus angeboten.
Das ist nicht weiter schlimm, wenn es nicht um spezielle wissenschaftliche Fragestellungen geht, denn bezüglich der Pflegeansprüche gleichen sich alle Gastromyzon-Arten. Sie wollen sehr sauberes, möglichst stark strömendes Wasser in einem Temperaturbereich von 22-28°C, wobei mittlere Werte zu bevorzugen sind. In der Natur ist das Wasser sehr weich und oft auch sauer, im Aquarium brauchen sie das nicht unbedingt. Während der Eingewöhnung kann es aber sinnvoll sein, sich den natürlichen Wasserwerten anzunähern. Gastromyzon haben eine hornige Lippenleiste, mit der sie Aufwuchs von Steinen und Wurzeln abschaben können. Es geht ihnen dabei aber weniger um Algen als um Mikrolebenwesen. Man kann diese Fische sehr gut mit allen möglichen Futtersorten ernähren, kleine Frostfutter-Sorten bekommen ihnen am besten. Untereinander sind diese Fische verträglich, Rangeleien verlaufen immer harmlos. Andere Arten interessieren sie nicht. Männchen unterscheiden sich von den (größeren) Weibchen durch eine große Drüsen-Schuppe am Ansatz der Bauchflosse. Abgelaicht wird – soweit bekannt – über grobem Kies, der Laich entwickelt sich im Lückensystem zwischen den Kieselsteinchen. Brutpflege betreiben Gastromyzon-Arten nicht.
Für unsere Kunden: Gastromyzon „punctulatus“ hat Code 416562 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Text & Photos: Frank Schäfer