Farlowella hahni

28. März 2025

Die Nadelwelse (Farlowella) sind skurrile, an Stöckchen erinnernde Vertreter der Harnischwelse (Loricariidae). Mit ihrem typischen Saugmaul weiden sie feinen Aufwuchs ab. Es sind in der Natur meist häufige Tiere und sie haben darum auch schon früh die Aufmerksamkeit der Wissenschaft erhalten. Die erste Art wurde 1853 beschrieben (F. acus), die vorerst letzte 2023 (F. wuyjugu). Alles in allem werden derzeit 51 beschriebene Arten dieser Gattung zugeordnet. Wieviele davon aber auch gültig sind, ist strittig. Das kommt daher, dass sehr viele Farlowella-Arten recht generalisiert aussehen. Die zur Artunterscheidung herangezogenen Messstrecken – z-B. Länge des Schnauzenfortsatzes (Rostrums) in der Körperlänge und ähnliches – erweisen sich oft als nicht anwendbar. Zu variabel sind diese Dinge, wie wir heute wissen. Darum sind Veröffentlichungen über Farlowella sehr häufig mit Fragezeichen bezüglich der Artbenennung zu versehen. Das gilt sowohl für wissenschaftliche wie auch in noch höherem Maße für populäre Publikationen. Farlowella-Arten werden meist 12-18 cm lang.

Wir erhalten immer wieder einmal aus Paraguay sehr attraktive Farlowella. In der Region (geprägt von den großen Flüssen Paraná und Paraguay) gibt es fünf Arten: F. jauruensis, F. hahni, F. isbruckeri, F. paraguayensis  und F. azpelicuetae. Die erstgenannte Art hat ein von allen anderen Arten deutlich abweichendes Zeichnungsmuster. Von oben betrachtet ist das Rostrum dunkel gefärbt (vs. hell oder mit Netzmuster). Diese Art, bisher nur aus dem Oberlauf des Rio Paraguay bekannt, ist also keinesfalls mit unserer Art identisch. Besonders auffällig und arttypisch ist die Zeichnung der Schwanzflosse bei unseren Importen. Der obere Schwanzflossenlappen ist entweder vollständig dunkel oder zumindest zur Hälfte dunkel gefärbt. Die dunkle Färbung setzt sich in den Ansatz des unteren Schwanzflossenlappen fort. Somit scheiden F. azpelicuetae und F. isbruckeri aus, die lediglich zwei dunkle Streifen in der oberen und unteren Schwanzflossenhälfte haben. Von F. paraguayensis unterscheiden sich unsere Importe durch das deutlich und kräftig ausgeprägte Netzmuster im Kopfbereich (fehlt bei F. paraguayensis). Es bleiben also nur die Möglichkeiten, dass es sich bei unseren Fischen um F. hahni oder um eine noch unbeschriebene Art handelt. 

Die Artbestimmung ist aus zwei Gründen nicht unwichtig: erstens unterscheiden sich die Pflegebedingungen einer südlichen Art aus dem Paraná-Paraguay-Einzug bezüglich der jahreszeitlichen Temperaturentwicklung – hier wird es zeitweise recht kühl. Und zweitens muss man sicher sein, welche Artmerkmale zu berücksichtigen sind, wenn man Zuchtgruppen zusammenstellt.

Ansonsten unterscheiden sich die verschiedenen Farlowella-Arten kaum in ihren Pflegeansprüchen. Sie fordern ein sauberes, möglichst keimarmes Wasser und gute Strömung, die Härte und der pH-Wert sind hingegen unwesentlich für die Pflege. Die größte Schwierigkeit bei der Pflege von Farlowella-Arten liegt darin, sie ausreichend zu füttern. Es sind langsame Fresser, die keinerlei Futterkonkurrenz im Aquarium haben dürfen. Der Aufwuchs – also feine Algen und die darin enthaltenen Kleinlebewesen – reichen zur Ernährung unter Aquarienbedingungen nicht aus. Dennoch sollte man möglichst viel Totholz, Totlaub, Schilf- und Bambusstängel etc. in einem Farlowella-Aquarium einbringen. Unnötig schwimmen werden Farlowella nicht, es ist also nicht wichtig, auf freien Schwimmraum zu achten. Hingegen können sich die etwas steifen und unbeholfenen Tiere unrettbar in Fadenalgen oder dichten Wasserpflanzenbüscheln verheddern. So etwas darf also nicht im Farlowella-Aquarium sein. Als Basisfutter eignen sich Futtertabletten ausgezeichnet, dazu feines Frostfutter (z.B. Cyclops) oder Artemia. Gemüsestücke (gut eignet sich Zucchini, nicht so gut Kartoffeln oder Möhren. Sie sind stark zuckerhaltig und verderben rasch das Wasser) und angequetschte Tiefkühlerbsen ergänzen den Futterplan. Wenn alles gut läuft, ist die Zucht von Farlowella nicht sehr schwer. Sie laichen wie Sturisoma und Sturisomatichthys an offenen Flächen (gerne einer Aquarienscheibe), das Männchen bewacht den Laich bis zum Schlupf der Brut. Die Geschlechter sind bei Farlowella nicht leicht zu unterscheiden. Die Weibchen sind fülliger, alte Männchen entwickeln Borsten (Odontoden) am Rostrum.

Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 253662 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Text & Photos: Frank Schäfer