Vor einigen Wochen erhielten wir über Manaus eine Sendung halbwüchsiger grüner Wildfangdiskus. Die Tiere gewöhnten sich gut ein. Als sie ihre Normalfärbung zeigten, stellte sich heraus, dass unter ihnen ein ganz ungewöhnlich gezeichnetes, scheckiges Exemplar ist. Zunächst dachten wir an eine Erkrankung, aber das Tier verhält sich völlig normal, frisst gut und interagiert mit seinen Artgenossen. Wenn es unter Stress gerät, wird es dunkel und es zeigt stimmungsabhängig auch die typischen senkrechten Streifen. Ist das Tier entspannt tendiert die Grundfärbung ins Orangefarbene. Es kann kaum einen Zweifel geben, dass wir es hier mit dem ersten uns je bekannt gewordenen „Orange Blotch“ (kurz: OB) Diskus zu tun haben.
Das OB-Phänomen tritt bei mehreren, nicht näher miteinander verwandten Buntbarschen aus Afrika und Südamerika auf. Am bekanntesten ist es bei den sogenannten „Marmelade Cats“ aus dem Malawisee, aber man findet auch Tropheus moorii im Tanganjikasee, Oreochromis-Arten in Ost- und Zentralafrika und Amphilophus-Arten in Mittelamerika, bei denen regelmäßig OB-Morphen auftreten. Der biologische Sinn dieser OB-Färbung ist unbekannt.
Bei Diskus-Buntbarschen ist derartiges bislang jedenfalls (uns) noch nicht bekannt geworden. Rein vom ästhetischen Standpunkt aus betrachtet ist der OB-Fisch sicherlich auch keine Schönheit. Aber das Phänomen an sich ist bemerkenswert und wir sind gespannt, ob dieses Exemplar der Stammvater oder die Stammutter (wir wissen nicht, welchen Geschlechts das Tier ist) einer neuen Zuchtlinie bei Diskus wird.
Text & Photos: Frank Schäfer