Aus
Paraguay erhielten wir jetzt erstmals eine Erythrinus-Art, die wir noch
nie gesehen haben, weder im Bild noch lebend. Die Gattung Erythrinus
ist stark überarbeitungsbedürftig. Gegenwärtig werden nur zwei Arten
anerkannt, eine, die über praktisch ganz Südamerika verbreitet ist,
Erythrinus erythrinus und eine weiter aus Bahia in Brasilien, E.
kessleri. Von letzter Art sind bislang keine Abbildungen bekannt, der
Grund der Artbeschreibung durch Steindachner 1877 war die abweichende
Bezahnung des Gaumendaches.
Wir
bezeichnen die neue Art darum vorläufig lieber als Erythrinus sp.
Paraguay. Die senkrechte Zeichnung in der hinteren Körperhälfte scheint
typisch für die Art zu sein, ebenso die horizontale Rückenbinde. Am
deutlichsten ist sie bei jüngeren Tieren zu sehen (8-10 cm). Unsere
größten Exemplare (12-14 cm, sie erscheinen ausgewachsen) entwickeln
dagegen ein kräftiges Längsband in der vorderen Körperhälfte. Sie ähneln
damit auf den ersten Blick sehr Hoplerythrinus unitaeniatus, den wir
ebenfalls aus Paraguay erhielten. Von antatomischen Details abgesehen
kann man Hoplerythrinus am sichersten an der strahlenförmigen
Streifenzeichnung hinter dem Auge erkennen, während das markante
Längsband in Stress-Situationen stark verblassen kann. Außerdem schwimmt
Hoplerythrinus fast stets im freien Wasser, während Erythrinus es
vorziehen, am Boden oder in Pflanzen versteckt zu lauern.
Geschlechtsunterschiede
sind bei den neuen Erythrinus kaum auszumachen. Bei anderen
Erythrinus-Arten entwickeln die Männchen viel längere Rückenflossen. Uns
erscheint es, dass die vermutlichen Männchen goldglänzende Kiemendeckel
haben (grünlich-silbern beim Weibchen) und dass die Weibchen ein
runderes Kopfprofil aufweisen.
Untereinander
sind Erythrinus sehr unverträglich, da sollte man sich von den Fotos
nicht täuschen lassen. Eine so enge gemeinsame Haltung wie auf den
Bildern funktioniert nur kurzfristig, dauerhaft hält man die Tiere
besser einzeln. Erythrinus sind obligatorische Raubfische, die dauerhaft
mit Fischen ernährt werden sollten.
Text & Photos: Frank Schäfer