Die Glas-Messerfische (Eigenmannia), auch Grüne Messerfische genannt, sind eine – aus systematischer Sicht – schwierige und sehr komplexe Fischgruppe. Sie sind auf dem gesamten südamerikanischen Subkontinent verbreitet und stellen zusammen mit anderen Messerfischen einen erheblichen Teil der Biomasse an Fisch in vielen Biotopen. Die erste Art wurde bereits 1836 beschrieben: E. virescens. So wurden meistens auch sämtliche Glas-Messerfische in der Aquaristik bezeichnet. Allerdings ist fraglich, ob diese südliche Art – es gibt sie in den Einzügen des Rio la Plata und des unteren Paraná in Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay – überhaupt schon häufiger importiert wurde. Wahrscheinlich ist das nicht. 1994 überarbeitete Mago-Leccia alle Neuwelt-Messerfische; zu diesem Zeitpunkt kannte man noch E. humboldtii (Rio Magdalena und Beni), E. macrops (Potaro, Orinoko, Essequibo), E. microstomus (Rio Sao Francisco), E. nigra (Amazonas, Essequibo, Orinoko) und E. trilineata (La Plata, unterer Paraná), also insgesamt 6 Arten, hinzu kamen 3 unsichere Synonyme: alles in allem überschaubar. Doch dann ging es los: heute sind wir bei 32 Arten und ein Ende ist nicht abzusehen. Überflüssig zu erwähnen, dass sich alle sehr, sehr ähnlich sehen…
Zu den noch unbeschriebenen Arten gehört der Glas-Messerfisch, den wir jetzt aus Venezuela erhalten haben. In den aktuellsten wissenschaftlichen Arbeiten zu den Gattung wird er als E. sp. „Orinoko“ bezeichnet. Mit E. trilineata teilt er das Muster aus drei schwarzen Längsstreifen, doch das Kopfprofil ist anders. Wie man auf den Photos gut sieht, hat der „Orinoko“ ein unterständiges Maul, der Unterkiefer ist also deutlich kürzer als der Oberkiefer. Beim „echten“ E. trilineatus ist das Maul endständig, beide Kieferhälften etwa gleich lang.
Aus aquaristischer Sicht ist die Artzugehörigkeit eher unerheblich, da sich alle Eigenmannia-Arten bezüglich des Verhaltens ähneln und über die erreichbare Endgröße kaum gesicherte Informationen zu erhalten sind. Wir bezeichnen sie daher gewöhnlich weiterhin als E. virescens, zumal nur selten eine exakte Bestimmung möglich ist. Was man weiß: Eigenmannia-Männchen werden deutlich größer als die Weibchen und der größte Eigenmannia, über den bisher berichtet wurde, war etwa 50 cm lang; viele bleiben aber offenbar unter 20 cm. Untereinander machen diese Tiere eine Rangordnung aus, sind aber insgesamt als friedlich einzustufen. Lieblingsnahrung sind Rote Mückenlarven, aber es wird auch anderes, vergleichbares Futter genommen, meist auch Granulate. Die bisher diesbezüglich beobachteten Glas-Messerfische laichten in Wurzeln von Schwimmpflanzen.
Uns erscheint noch ganz interessant, dass bei dem fotografierten vermutlichen Pärchen das wahrscheinliche Männchen einen gelben, das wahrscheinliche Weibchen einen grau-weißen Farbton aufweist. Aktuell sind die Tiere 9-12 cm lang.
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Text & Photos: Frank Schäfer