Die so genannten Indianerbarben der Gattung Dawkinsia wurden früher allesamt den Gattungen Barbus oder Puntius zugeordnet. Den Populärnamen „Indianerbarben“ habe sie erhalten, weil die Rückenflosse der Männchen mit ihren lang ausgezogenen Flossenstrahlen sehr an den Federschmuck der Häuptlinge der nordamerikanischen Prärieindianer erinnert. Die Unterscheidung der Arten ist außerordentlich kniffelig, obwohl sich in den letzten Jahrzehnten mehrere Wissenschaftler an ihnen versucht haben. Erst vor wenigen Wochen erschien eine neue Studie zu den Indianerbarben, in der drei neue Arten beschrieben werden und in einer ebenfalls erst vor wenige Wochen erschienen, DNS-basierten Phylogenie wurde festgestellt, dass die Rotstrich-Topedobarben (Sahaydria denisonii und S. chalakkudiensis) sich auf molekularer Ebene nicht von Dawkinisia abgrenzen lassen.
Im Hobby bezeichnet man darum viele Indianerbarben als Dawkinsia filamentosa oder D. mahecola; letzteres ist besonders falsch, weil mahecola eine Puntius-Art ist, die mit den Indianerbarben nichts außer dem Schwanzwurzelfeck gemeinsam hat. P. mahecola hat keinerlei Zeichnung in der Schwanzflosse (Indianerbarben haben eine schöne rot-schwarze Markierung in den Schwanzflossenzipfeln) und die Männchen von P. mahecola bekommen auch keine ausgezogenen Rückenflossenstrahlen. P. mahecola ist so farblos, dass sie praktisch nie im Aquarium gepflegt wurde oder wird. Dennoch lässt sich der Name P. mahecola kaum auf die Schnelle aus dem Handel eliminieren, da ein Zierfischhandel kein Museumsbetrieb ist und die Fischbezeichnungen in den Warenwirtschaftssystemen jahrelang zurückverfolgbar sein müssen. Gerade bei Arten, deren Nomenklatur noch ständigen Änderungen unterworfen ist, setzen sich daher neue wissenschaftliche Erkenntnisse nur sehr schleppend im Handel durch.
Dawkinsia assimilis wurde bereits 1849 beschrieben, jedoch bis zur Jahrtausendwende als Synonym zu D. filamentosa gesehen. In einer kürzlich erschienenen Arbeit (Kateway et al., 2020) wurde, um die Abgrenzung zu ermöglichen, ein Neotypus festgelegt (einen ursprünglichen Typus gab es offenbar nie), denn es stellte sich heraus, dass im indischen Bundesstaat Karnataka, wo D. assimilis vorkommt, noch eine zweite Doppelgänger-Art existiert. Dieser Doppelgänger wurd im Hobby bislang als „Maskara-Barbe“ bezeichnet – wegen der dunklen Augenmaske. Sie wurde jetzt als Dawkinsia apsara beschrieben.
Wir haben jetzt herrliche Wildfänge von Indianer-Barben aus Karnataka erhalten, bei denen es sich um einem Mix aus D. assimilis und D. apsara handelt. Während sich erwachsene Männchen beider Arten gut auseinanderhalten lasse, ist das bei den Weibchen eine völlig andere Sache. Aus diesem Grund können wir die Tiere auch nicht sortieren. Abgesehen davon, dass dies enormen Stress für die Fische bedeuten würde, wäre das Ergebnis mehr als fraglich.
Es sind auf jeden Fall prächtige Fische, die mit ihren maximal 12 cm Länge (ohne Schwanzflosse) eine Bereicherung für jedes größere Aquarium mit Fluss-Charakter darstellen.
Selbstverständlich sind diese Tiere nicht billig; aber wir haben auch eine preiswerte Alternative im Stock: europäische Nachzuchten der eigentlichen Indianerbarbe (Dawkinsia filamentosa) – falls es denn diese Art ist. Jungtiere aller Indianerbarben im engeren Sinne sind ohne Kenntnis der Herkunft nicht voneinander zu unterscheiden.
Für unsere Kunden: die wilden Dawkinsia (6-8 cm) haben Code 369504, die Nachzuchten (3-4 cm) 369912 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Katwate, U., J. D. Marcus Knight, V. K. Anoop, R. Raghavan & N. Dahanukar (2020): Three new species of filament barbs of the genus Dawkinsia (Teleostei: Cyprinidae) from the Western Ghats of India. Vertebrate Zoology v. 70 (no. 2): 207-233.
Text & Photos: Frank Schäfer