Die bunten Neuguinea-Krebse der Gattung Cherax haben die Aquaristik in gewisser Weise revolutioniert. Vor ihrer aquaristischen Entdeckung in den späten 1990er Jahren waren Großkrebse im Aquarium eher eine Sache für Spezialisten. Sie galten als gewaltige Pflanzenzerstörer, unermüdliche Wühler und nachts fressen sie die schlafenden Fische. Das alles sind Attribute, mit denen man sich nicht unbedingt beliebt macht. Cherax sind da anders; grundsätzlich sind sie zwar auch typische „gepanzerte Raubritter“, aber in der Light-Version. Und sie sind sehr, sehr bunt.
Nun passierte, was immer passiert, wenn sich das Hobby einer bislang kaum beachteten Gruppe zuwendet: es gibt große Bestimmungsprobleme, weil immer neue Formen auftauchen. Sind das neue Arten, lokale Farbvarianten oder einfach nur Farbformen, die gemeinsam mit anderen Farbformen eine Fortpflanzungsgemeinschaft bilden? Solche Fragen sind schwer zu beantworten und führten zu unzähligen Handelsnamen und bislang 13 wissenschaftlichen Neubeschreibungen (zuvor kannte man 12 Arten, die Zahl bekannter Arten hat sich also mehr als verdoppelt!). Es zeigte sich wieder einmal: Biodiversitätsforschung profitiert ungemein vom Tierhandel! Und ohne Grundlagenforschung gibt es keinen Artenschutz.
Der „Red Brick“ ist erst spät ins Hobby gekommen, zwischen 2005 und 2008. Es gibt davon auch eine eher blaue Morphe, „Blue Brick“ genannt. Leider wurde auch Cherax boesemani im Handel manchmal schon als „Red Brick“ bezeichnet. Explizit der erstgenannte „Red Brick“ wurde jetzt von Chris Lukhaup und Rury Eprilurahman als Cherax wagenknechtae wissenschaftlich beschrieben. Der Artname ehrt die deutsche Politikerin Sahra Wagenknecht. Nach den Autoren kommt der „Red Brick“ aus dem Fluss-System des Beraur River, der „Blue Brick“ aus dem Einzug des Klasabun River, beide im westlichen Teil der Vogelkop Halbinsel (Kepala Burung), West Papua, Indonesien, lokalisiert. Lukhaup und Eprilurahman ordnen den „Blue Brick“ ihrer neuen Art zu. Der nächstverwandte Cherax ist den Autoren zufolge C. pulcher (der „Hoa Creek“). Neben Farbmerkmalen unterscheiden sich C. wagenknechtae und C. pulcher auch in anatomischen Details, die hier aufzuführen aber zu weit führen würde, zumal sie an lebenden Tiere nur schwer zu untersuchen sind.
Cherax wagenknechtae ist sehr gut für die Aquarienpflege geeignet. Am besten pflegt man sie paarweise in gut strukturierten Aquarien. Basisnahrung ist Totlaub, daneben wird so ziemlich alles gefressen.Die Krebse mögen es eher dämmerig und nicht zu warm (18-24°C), sie passen also perfekt in unsere Zeit, in der die Stromkosten kein vernachlässigbarer Faktor für die Aquaristik mehr sind.
Für unsere Kunden: C. wagenknechtae hat Code 481458 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Text & Photos: Frank Schäfer