Bis in die 1950er Jahre waren alle aquaristisch bekannten Arten von Glasbarschen unter dem Gattungsnamen „Chanda“ bekannt. Eine erste große Umgruppierung erfolgte 1955 durch Fraser-Brunner, der die (alte) Gattung Ambassis (mit 20 Arten) wieder aufleben ließ, die Art nama in die monotypische (das bedeutet, ihr ist nur eine einzige Art zugeordnet) Gattung Hamiltonia stellte, die neue Gattung Gymnochanda aufstellte und in Chanda nur noch 11 Arten stehen ließ. Das war Stand der Dinge bis kurz vor der Jahrtausendwende. Dann folgte man der neueren Revision durch Roberts (1995), der die reinen Süßwasserarten überarbeitete. Es gibt – besonders in Ambassis, aber auch in weiteren, hier nicht erwähnten Gattungen – auch sehr viele Meeresarten, die zwar ins Brackwasser gehen, aber nicht dauerhaft in Süßwasser zu leben vermögen.
Nach Roberts besteht die Familie Ambassidae im Süßwasser aus 5 Gattungen mit insgesamt 15 Arten: Chanda (nur 1 Art mit C. nama); Gymnochanda (2 Arten); Paradoxodacna (1 Art), Parambassis (11 Arten). Dieses Gattungskonzept war bis heute das gewöhnlich verwendete; nun kam ganz aktuell (Januar 2025) wurde eine neue Untersuchung veröffentlicht (Yoshigou, 2025), in der der Autor wieder alle Arten berücksichtigt. Bei den von Yoshigou untersuchten Merkmalen wurden auch erstmals umfassend mögliche äußerlich erkennbare Geschlechtsunterschiede und Jugendmerkmale berücksichtigt. Zuvor hatten sich nämlich manche Gattungskonzepte als überlappend und somit nicht zuverlässig herausgestellt.
Nun gilt nach Yoshigou folgende Einteilung: Ambassis (26 Arten, darunter drei noch unbeschriebene); Tetracentrum (3 Arten); Parambassis (9 Arten, darunter zwei unsicher in der Zuordnung); Chanda (13 Arten); Pseudambassis (1 Art); Gymnochanda (5 Arten); Denariusa (2 Arten); insgesamt also 59 Arten. Die aquaristisch bedeutsamsten Glasbarsche sind jetzt fast alle (wieder) Chanda: C. ranga (Indien); C. siamensis (SO-Asien, https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/parambassis-siamensis/) und C. pulcinella (Burma, https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/parambassis-pulcinella/). Der kleine Indische Glasbarsch heißt jetzt Pseudambassis lala (https://www.aquariumglaser.de/fischarchiv/parambassis-lala-3/) und bei den ohnehin unumstrittenen Gymnochanda bleibt alles beim alten.
Glasbarsche sind im Hobby nur durch sehr wenige Arten vertreten. Gerade haben wir eine sehr ungewöhnliche Art aus Indien erhalten, die nur sehr selten importiert wird: Chanda nama. Der Grund für das seltene Angebot liegt darin, dass diese Glasbarsche Nahrungsspezialisten sind. In der Natur sind es nämlich Schuppenfresser. Im Biotop fängt man fast immer drei Arten Glasbarsche zusammen: C. nama, C. ranga und P. lala. Wahrscheinlich nutzen die Räuber den friedlichen Schwarm der anderen beiden Arten aus, um sich unbemerkt potentiellen Opfern nähern zu können.
Im Aquarium nehmen C. nama jedes maulgerechte Frost- und Lebendfutter sofort an. Die Nahrungsspezialisierung ist also in menschlicher Obhut für sie nicht überlebenswichtig. Doch ebensowenig wie eine Katze das mausen lässt, so lässt Chanda nama es, andere kleine Fische zu piesacken. Es handelt sich also um echte Spezialistenfische, sehr spannend für Verhaltensstudien, aber nicht für gewöhnliche Gesellschaftsaquarien geeignet. C. nama soll angeblich 11 cm lang werden können; in der Natur und im Aquarium haben wir aber noch nie Exemplare über 6 cm Länge gesehen, höchstwahrscheinlich liegen hier Verwechslungen mit anderen Arten vor. Die Art ist in ganz Indien und angrenzenden Staaten weit verbreitet und häufig. Unsere Exemplare stammen aus der Umgebung von Kalkutta. Die Wasserwerte sind ohne Bedeutung für die Pflege, jedes als Trinkwasser geeignete Leitungswasser eignet sich. Salz brauchen diese Tiere nicht, es sind reine Süßwasserbewohner. Am besten pflegt man sie im Schwarm mit ihresgleichen oder anderen Glasbarschen, so wie in der Natur. Sichere Geschlechtsunterschiede sind nicht bekannt, es scheint, als würden die Weibchen größer als die Männchen werden. Glasbarsche laichen in Pflanzen und betreiben keine Brutpflege.
Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 408603 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Literatur:
Fraser-Brunner, A. (1955): A synopsis of the centropomid fishes of the subfamily Chandinae, with descriptions of a new genus and two new species. Bulletin of the Raffles Museum No. 25: 185-213
Roberts, T. R. (1995): Systematic revision of tropical Asian freshwater glassperches (Ambassidae), with descriptions of three new species. Natural History Bulletin of the Siam Society v. 42: 263-290.
Yoshigou, H. (2025): Morphological comparison within the glass perchlets genus Ambassis (Osteichthyes: Ovalentalia: Ambassidae), with reference to the comparison of some characters shared with other related genera. Miscellaneous reports of the Hiwa Museum for Natural History v. 66: 1-47.
Text & Photos: Frank Schäfer