Traditionell wird nur zwischen zwei Chalceus-Arten unterschieden, eine mit Schulterfleck (C. erythrurus) und eine ohne (C. macrolepidotus). Die Art mit Schulterfleck bekommt, wenn geschlechtsreif, gelbe Bauchflossen, zumindest die Weibchen. Diese Einteilung führte und führt im Handel oft zu Verwirrung, denn es gibt eindeutig mehr farblich unterscheidbare Chalceus-Typen. Im Jahr 2004 wurde eine wissenschaftliche Revision der Gattung durchgeführt, die zu dem Ergebnis kam, dass es nicht nur zwei, sondern fünf Chalceus-Arten gibt. Die drei dort neu beschriebenen Arten sind C. spilogyros, C. guaporensis und C. epakros; die Gültigkeit von C. erythrurus und C. macrolepidotus blieb bestehen. Leider stand den Wissenschaftlern nahezu ausschließlich konserviertes Material zur Verfügung. Das macht die Identifizierung nach Farbmerkmalen, wie sie in der Aquaristik ja ausschließlich vorgenommen werden kann, nicht ganz einfach, zumal die Tiere ihre Färbung im Laufe des Lebens verändern. Jungtiere sind erheblich unscheinbarer als geschlechtsreife Exemplare.
Immerhin blieb bestehen: Chalceus macrolepidotus ist die einzige Chalceus-Art ohne jeden Schulterfleck. Die Art ist sehr weit in Südamerika verbreitet und besiedelt praktisch den gesamten tropischen Bereich östlich der Anden. Das größte bekannt gewordene Exemplar war 25 cm lang (alle Größenagaben in diesem Post sind ohne Schwanzflosse).
Einen großen, runden, auffälligen Schulterfleck haben C. erythrurus und C. spilogyros. Erstere Art hat farbige Bauch- und Afterflossen (zumindest nach dem Erreichen einer gewissen Größe von 8-10 cm), bei den vermutlichen Weibchen strahlend gelb, bei den vermutlichen Männchen blauweiß. C. spilogyros hat transparente Flossen. C. erythrurus bleibt etwas kleiner als C. macrolepidotus (21,5 cm) und kommt im oberen Amazonasgebiet vor. Die Schwanzflossenlappen dieser Art sind relativ kurz und abgerundet. C. spilogyros stammt aus dem Rio Trombetas, dem unteren Rio Tapajós und unteren Rio Madeira. Das größte Tier war 22,5 cm lang. Die Schwanzflossenlappen dieser Art sind relativ lang und erscheinen nahezu zugespitzt.
Chalceus guaporensis (14 cm, oberer Rio Madeira, Rio Guaporé (Bolivien) und Rio Madre de Dios (Peru)) und C. epakros (17,5 cm, Amazonasbecken, Orinoko-Einzug und Essequibo-Becken in Guyana) heben nur einen verwaschenen, undeutlich wirkenden Schulterfleck und ein ebenfalls undeutlich wirkendes Längsband vom Kiemendeckel bis zur Schwanzwurzel. Die Farbzellen (Chromatophoren), die für Schulterfleck und Längsband verantwortlich sind, liegen bei diesen beiden Arten tief in der Haut, bei C. erythrurus und C. spilogyros sind die für den Schulterfleck verantwortlichen Chromatophoren ganz oberflächlich lokalisiert. Bei konservierten Tieren von C. guaporensis und C. epakros sind darum Schulterfleck und Längsband viel klarer zu erkennen als bei lebenden Tieren.
Im Hobby ist derzeit nahezu ausschließlich C. erythrurus vertreten, denn diese Art wird in Indonesien und Thailand nachgezüchtet und ist so jederzeit preiswert erhältlich. Alle anderen Arten tauchen – wenn überhaupt – nur sporadisch im Handel auf. Theoretisch könnte C. macrolepidotus zwar jederzeit importiert werden, er erscheint aber kaum im Markt. Dass es die anderen Arten überhaupt gibt, hat sich in Aquarianerkreisen noch kaum herumgesprochen. Wir haben aus Kolumbien gelegentlich C. epakros (damals noch als C. macrolepidotus bestimmt) importiert. Das sind sehr schöne Fische. Aus den Verbreitungsgebieten von C. spilogyros und C. guaporensis werden nur wenige, hochpreisige Zierfische angeboten, da dürften die beiden Chalceus-Arten, da ausschließlich für Spezialisten von Interesse, wohl eher im Kochtopf als auf den Exportlisten landen, denn die Vertreter der Gattung Chalceus kann man ganz gut mit den einheimischen Forellen vergleichen. Ähnlich wie diese leben Chalceus am liebsten von Anflugnahrung, also Insekten etc., die auf die Wasseroberfläche fallen. Und die 20-25 cm lang werdenden Tiere haben – glaubt man den Angaben in der Literatur, wir pflegen unsere Tiere nicht aufzuessen – das allerköstlichste Fleisch überhaupt, noch leckerer als das der Forellen.
Aquaristisch gesehen muss man diesen prächtigen Geschöpfen große Aquarien zur Verfügung stellen, in denen sie auch auswachsen können. Die Fische stehen gerne in relativ starker Strömung, am liebsten an Stellen, die von oben etwas beschattet sind. Man sollte stets 10 oder mehr Exemplare pflegen, sonst können sie ganz schön zänkisch untereinander werden.
Gegenüber anderen Fischen sind Chalceus friedlich, auch Pflanzen werden nicht beachtet. Man sollte bedenken, dass Chalceus exzellente Springer sind; das Aquarium muss darum immer perfekt abgedeckt sein.
Für unsere Kunden: Chalceus erythrurus (Nachzucht) hat Code 215003 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Text & Photos: Frank Schäfer