Brycon hilarii

30. Juni 2023

Alle Jahre wieder ist Saison für einen begehrten Fisch für große Schau-Aquarien: Salminus maxillosus. Und alle Jahre wieder stellt sich nach dem Import von Jungtieren bei uns die Frage: sind sie es wirklich? Denn die meist bis zu 60 cm (maximal 1 m) langen Salminus – es sind reine Raubfische, die sich nur von anderen Fischen ernähren – imitieren farblich einen harmlosen Pflanzenfresser, den Brycon hilarii. Brycon hilarii wird auch recht groß, ca. 40-50 cm. Im Schwarm der harmlosen Brycon können sich die Salminus nahe an die Beutefische heranschleichen. Man nennt das „aggressive Mimikry“. Farblich sehen sich also Salminus und Brycon sehr ähnlich.

Der erste Import solcher Fische in dieser Saison kam letzte Woche aus Kolumbien an. Es sind allesamt Brycon hilarii. Brycon hilarii ist ein vergleichsweise friedlicher Fisch, wobei er bei ganz kleinen Fischen dem „Appetithappen“ sicher auch nicht wiederstehen kann. Aber untereinander sind die Tiere sehr verträglich, ganz anders als die zänkischen Salminus

Die richtige wissenschaftliche Benennung unserer Brycon-Art war etwas fraglich, da Anfang 2017 eine Revision der Gruppe erschien. Demnach gibt es vier Brycon-Arten mit einem deutlichen schwarzen Band in der Schwanzflosse: B. orthotaenia, B. hilarii, B. whitei und B. polylepis. Davon kommen nur B. whitei und B. polylepis in Kolumbien vor. Beide Arten sehen aber völlig anders aus, als unsere Importtiere (B. whitei hat ein dunkles Längsband über den gesamten Körper und  B. polylepis ist viel schlanker gebaut als unsere Tiere). B. orthotaenia sieht unseren Fischen sehr ähnlich, ist aber ein Endemit des Sao Francisco. Wir bleiben darum zunächst bei der Benennung als Brycon hilarii (diese Art kommt natürlicherweise im Amazonas und Paraguay River vor, wird jedoch als Speisefisch viel gezüchtet), auch wenn künftige Forschungen zeigen könnten, dass es sich um eine andere Art handelt.

Immerhin haben wir, um diese Frage zu klären, schon vor Jahren einmal ein paar Tiere großgezogen. In Erwachsenefärbung (die fotografierten Tiere waren zu dem Zeitpunkt ca. 16-18 cm lang und haben diese Länge in 6 Monaten erreicht, bei einer Ausgangslänge von 4-7 cm) besteht für uns kein Zweifel, dass es sich um B. hilairii handelt. Zudem haben DoNascimiento et al. in der im Oktober 2017 erschienenen, aktualisierten Checkliste der Süßwasserfische Kolumbiens die Art Brycon hilarii aufgenommen; sie kommt demnach dort in Gewässern vor, die zum Einzug des Amazonas gehören.

Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 212700 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Text & Photos: Frank Schäfer

Literatur

DoNascimiento, C., E. E. Herrera-Collazos, G. A. Herrera-R., A. Ortega-Lara, F. A. Villa-Novarro, J. S. U. Oviedo & J. A. Maldonado-Ocampo (2017): Checklist of the freshwater fishes of Colombia: a Darwin Core alternative to the updating problem. ZooKeys No. 708: [1-114] 25-138

Lima, F. C. T. (2017): A revision of the cis-andean species of the genus Brycon Müller & Troschel (Characiformes: Characidae). Zootaxa 4222 (no. 1): 1-189