Die moderne Labyrinthfischkunde begann in den 1980er Jahren. Damals schlossen sich begeisterte Labyrinthfischfreunde zu internationalen Vereinigungen zusammen. Die Welt öffnete sich für Reisende und Gebiete in Südostasien konnte besucht werden, die man vorher nur von Landkarten kannte. Eine der ersten Betta-Arten, die damals neu in das Hobby kamen, war Betta unimaculata – bzw. das, was man dafür hielt.
Dieser prächtige Kampffisch ist eine sehr friedliche Art. Er ist maulbrütend und kann Längen um 10 cm erreichen. Die einzige wirkliche Schwierigkeit bei der Pflege besteht darin, diese Tiere daran zu hindern, aus dem Aquarium zu springen. In der Natur bewohnen sie kleine Bäche, in denen sie oft kleine Wasserfälle zu überwinden haben und ernähren sich größtenteils von fiegenden Landinsekten. Das Springen haben diese Kampffische daher zu wahrer Perfektion gebracht und sie finden zielsicher jede noch so kleine Lücke in der Aquarienabdeckung.
Heute wissen wir, dass es über 30 Arten/Unterarten/Standortvarianten dieser großen Kampffische auf Borneo gibt. Horst Linke hat gerade (Mai 2024) eine prächtige Monografie über diese Fische veröffentlicht. Manche Arten der engeren Verwandtschaftsgruppe kann man leicht erkennen, etwa Betta macrostoma, andere können selbst ausgefuchste Spezialisten kaum sicher auseinanderhalten. Leider gehört zu letzteren Betta unimaculata, die mindestens eine kaum unterscheidbare Doppelgängerart hat: B. ocellata.
Die ersten „Betta unimaculata“, die Horst Linke 1980 aus Tawau auf Borneo mitbrachte (und diesen Stamm gibt es heute noch im Hobby!) waren/sind nach aktuellem Kenntnisstand B. ocellata. Die zähl- und messbaren Werte, die bisher untersucht wurden, überlappen bei B. unimaculata und B. ocellata. Bis zum Jahr 2005 galt B. ocellata daher als Synonym zu B. unimaculata. In einer Studie über die Kampffische aus Singapur, Malaysia und Brunei holten die Wissenschaftler Tan & Ng B. ocellata aus der Synonymie. Der am besten nachzuvollziehende Unterschied zwischen B. unimaculata und B. ocellata soll in der Musterung der Schwanzflosse der Männchen bestehen. Die Flossenzwischenhäute sind bei B. unimaculata deutlich gestreift oder gepunktet, bei B. ocellata farblos. Aber leider scheint auch dieses Merkmal ziemlich variabel zu sein. Fast sämtliche Betta dieser Gruppe, über die in der aquaristischen Literatur vor 2005 als „Betta unimaculata“ berichtet wurde, waren nach heutigem Kenntnisstand B. ocellata. Die Tiere, die wir gerade anbieten können sind „echte“ B. unimaculata, wenn man nach der Flossenfärbung geht, B. ocellata, wenn man nach dem Kopfprofil geht – oder eine noch wissenschaftlich unbeschriebene Art, denn es ist noch viel Forschungsarbeit nötig, um diesen Arten-Komplex befriedigend aufzuklären.
Wir haben zur Zeit eine voll erwachsene Nachzuchtexemplare von einem privaten Züchter im Stock. Sie sind ausgezeichnet geeignet, um sich mit dem Virus der Labyrinthfischbegeisterung allgemein und der Kampffischbegeisterung im speziellen zu infizieren – einer äußerst angenehmen und langwierigen „Krankheit“!
Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 392104 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Text & Photos: Frank Schäfer