Barbodes semifasciolatus ( = Barbus s.)

21. März 2025

Die Messingbarbe (Barbodes semifasciolatus) war einer der ersten „exotischen“ Zierfische, die im Aquarium gepflegt wurden. Unter den völlig irreführenden Namen „Japanischer Bitterling“ wurden sie bereits 1897 in der damals noch jungen Aquarienkunde eingeführt und auch gezüchtet. Im ersten uns bekannten Aufsatz über die Art (Mai 1897 in den „Blättern für Aquarien- und Terrarienkunde) stellt der Autor, Emil Bade, auch bereits richtig, dass es sich keineswegs um einen Bitterling, sondern um eine Barbe handelt, deren exakter Artname wegen mehrerer in Frage kommender Spezies sich aber noch nicht ermitteln ließ.

Im Grunde genommen hat sich an dieser Situation bis heute nicht viel geändert. Messingbarben besiedeln ein großes Verbreitungsgebiet in China und Vietnam. Die heutzutage nahezu weltweiten Vorkommen werden gewöhnlich auf Aussetzungen von Aquarienfischen zurückgeführt, was allerdings im Einzelfall kaum überprüfbar und zumindest bei manchen asiatischen Vorkommen durchaus eher unwahrscheinlich ist. Nach allgemeiner Lehrmeinung bilden B. semifasciolatus und B. synderi (von Taiwan) eine Artengruppe, die höchstwahrscheinlich ein eine eigene Gattung zu stellen sind. Es gibt zahlreiche Synonyme (z.B. S. aureus, S. fernandezypezi, S. guentheri, S. hainani, S. sachsii) und da diese Fische lokal sehr unterschiedlich aussehen, ist es mehr als wahrscheinlich, dass etliche davon gültige Arten darstellen. Auch die Behauptung, dass die Brokatbarbe (ungültiger Fantasiename „schuberti“) eine Zuchtform der Messingbarbe sei, ist unbewiesen. Es gibt (bzw. gab) etliche anatomische Unterschiede zwischen Brokat- und Messingbarbe. Gab deshalb, weil in den letzten 70 Jahren unvernünftigerweise Messingbarben-Wildformen häufig mit Brokatbarben gekreuzt wurden und die Mischlinge in ihrer Merkmalsausprägung nicht mehr typisch sind; reinrassige Brokatbarben dürften wohl ausgestorben sein.

Wie dem auch sei: heutzutage ist die Messingbarbe als Wildform eine ausgesprochene Rarität im Aquarium. Wir freuen uns daher sehr, dass wir sie zur Zeit aus Vietnam beziehen können. Interessant an der aktuell importierten Form ist, dass einige Tiere eine hübsch orangefarbene Rückenflosse entwickeln können. Das ist allerdings strikt stimmungsabhängig und „Orangeflosser“ können binnen Sekunden zu „Glasflossern“ werden. Jede Messingbarbe dieser Population hat ein individuell unterschiedliches Streifenmuster auf den Flanken. Das ist bei Barben äußerst ungewöhnlich. Wir sind gespannt, wie sich die Fische weiter entwickeln werden, denn noch sind sie mit ihren ca. 3 cm Gesamtlänge zwar geschlechtsreif, aber noch lange nicht ausgewachsen. Die maximale Endgröße liegt bei 6-8 cm.

Messingbarben sind friedliche, muntere und verhältnismäßig anspruchslose Aquarienfische. Die chemische Wasserzusammensetzung ist bedeutungslos, jedes Leitungswasser eignet sich, die Temperatur kann zwischen 14 und 30°C liegen. Gelegentlich wird den Tieren nachgesagt, sie seien arge Pflanzenzerstörer, doch liegt das meist an einen unzureichenden Fütterung, bei der pflanzliche Bestandteile (z.B. Futterflocken auf pflanzlicher Basis) nicht fehlen dürfen. Ansonsten wird jedes übliche Zierfischfutter passender Größe genommen. Messingbarben sollten im Trupp ab 7 Exemplaren aufwärts gepflegt werden, sonst sind sie oft scheu und manchmal auch zänkisch. Es sind produktive Freilaicher, die keinerlei Brutpflege ausüben und den eigenen Kaviar schon bald nach der Eiablage als Zusatzfutter verzehren, wenn sie vom Züchter nicht daran gehindert werden.

Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 371802 (md-lg) auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.

Text & Photos: Frank Schäfer