Aus dem Norden Indiens stammt ein wunderschöner, kleinbleibender Blaubarsch (Badis), der als Besonderheit innerhalb der Gattung eine reduzierte Schwimmblase hat. Dadurch lebt er sehr bodengebunden und bewegt sich leicht hüpfend fort. Die Maximallänge dieser Art beträgt ca. 4-5 cm inklusive Schwanzflosse.
Vor der wissenschaftlichen Beschreibung war dieser kleine Badis unter der irreführenden Bezeichnung „sp. Buxa(r)“ im Handel. Das ist insofern ungeschickt, als dass schon Jahre früher der damals noch unbeschriebene Badis blosyrus ebenfalls als Badis sp. Buxar bezeichnet wurde; B. blosyrus ist eine der größten Badis-Arten und kann fast 8 cm Länge erreichen, deswegen ist es nicht ganz unwesentlich, welchen „Buxar“ (so heißt übrigens ein Tiger-Schutzgebiet im Norden von Bengalen, in dessen angrenzendem Areal die Badis gefangen werden) man erhält.
Es gibt drei wissenschaftliche Namen für Badis, die aussehen wie B. singenensis: als Badis singenensis wurde die Art 2011 beschrieben, 2013 noch einmal als Badis triocellus und schließlich 2015 als B. lasiophilus. Die Beschreiber von B. triocellus hatten die Beschreibung von B. singenensis offensichtlich übersehen; folgerichtig gibt es keine beschriebenen Unterschiede zwischen B. singenensis und B. triocellus. Die Beschreiber von B. lasiophilus grenzen ihre neue Art gegen B. singenensis ab, nicht aber gegen B. triocellus. Wiederum wurde offenbar die Erstbeschreibung von B. triocellus von den Bearbeitern von B. lasiophilus übersehen; sie ist jedenfalls nicht im Literaturverzeichnis aufgeführt. So muss man sich mühselig aus den drei Erstbeschreibungen mögliche Unterschiede zusammensuchen, was stets ein fehlerträchtiges Unterfangen ist. Der Hauptunterschied zwischen B. singenensis und B. lasiophilus ist die geringere Endgröße von B. lasiophilus (15.7– 21.0 mm SL vs. 22.3–42.0 mm SL; SL = Standardlänge ohne Schwanzflosse) und die geringere Anzahl Schuppen rund um den Schwanzstiel (14–16 vs. 19–20). Die restlichen angegebenen Unterschiede in den Proportionen sind nur marginal und überlappen. Für B. triocellus ist die Größe der untersuchten Tiere in Totallänge angegeben (TL), also inklusive Schwanzflosse, was die Werte schwer vergleichbar macht. Es lagen den Autoren 32 Exemplare zwischen 25.42-48.74 mm TL vor. Es werden 14 Schuppen rund um den Schwanzstiel angegeben, also wie bei B. lasiophilus. Somit bleiben zwei mögliche Schlussfolgerungen: erstens könnten alle drei Arten gültige, unterschiedliche Spezies sein, die alle aus dem gleichen Verbreitungsgebiet stammen und sich farblich nicht unterscheiden. Oder zweitens: es handelt sich bei allen drei Formen um die gleiche Spezies. Wir haben nach sorgfältiger Abwägung aller vorliegenden Fakten für uns beschlossen, nicht zwischen den drei Formen zu unterscheiden und bezeichnen sie auf unserer Stockliste als Badis singenensis nach der zuerst benannten Form.
Farblich gleichen sich, wie gesagt, alle drei Formen, wenngleich von B. singenensis in der Erstbeschreibung nur konservierte Exemplare abgebildet sind. Typisch sind ein großer schwarzer Fleck am Anfang der Rückenflosse, dessen Form variabel ist; ganz selten kann dieser Fleck auch in zwei Flecken aufgeteilt sein. Im weichstrahligen Teil der After- und Rückenflosse befindet sich ebenfalls ein runder schwarzer Fleck, was es bei keiner anderen Badis-Art gibt. Der bei vielen Badis-Arten vorhandene Schwanzwurzelfleck ist im vorderen Bereich durch eine halbrunde helle und dunkle Binde begrenzt. Auf jeder Schuppe befindet sich ein roter Punkt. In Neutralfärbung ist dieser rote Punkt kaum wahrnehmbar, dann dominiert, wie bei allen Badis-Arten, die senkrechte Streifenzeichnung. Aber bei balzenden oder anderweitig erregten Tieren tritt die Streifenzeichnung zurück und der Fisch erstrahlt flächig rot, als würde er innerlich glühen. Nicht umsonst nennt man Badis-Arten wegen des enormen Farbwechselvermögens auch Chamäleonfische.
Die Zucht von Badis singenensis ist unproblematisch, sie verläuft nach typischer Badis-Art, d.h. es handelt sich um Höhlenbrüter, das Männchen bewacht den Laich, das Weibchen hat mit der Brutpflege nichts zu tun. Mit dem Freischwimmen der Jungen erlischt der Pflegetrieb auch beim Männchen. Die Wasserwerte sind von untergeordneter Bedeutung, pH-Werte zwischen 6 und 8,5, Härte von weich bis hart sind geeignet. Das Wasser sollte klar sein, aber sehr starke Strömung ist nicht nötig. Gefressen wird jedes Frost- und Lebendfutter passender Größe, Trockenfutter lehnen Badis generell ab. Die Wassertemperatur kann und sollte im Laufe der Jahreszeiten schwanken, die untere Temperaturgrenze liegt bei ca. 14°C, die obere bei rund 30°C. Alle Badis-Arten sind untereinander und gegen andere Fische als gut verträglich einzustufen.
Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 368142 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern.
Literatur
Geetakumari, K. & K. Kadu (2011): Badis singenensis, a new fish species (Teleostei: Badidae) from Singen River, Arunachal Pradesh, northeastern India. Journal of Threatened Taxa v. 3 (no. 9): 2085-2089
Khynriam, D. & N. Sen (2013): On a new species Badis triocellus (Pisces: Perciformes: Badidae) from North East India. Records of the Zoological Survey of India v. 111 (no. 4) (for 2011): 65-72
Valdesalici, S. & S. van der Voort (2015): Badis laspiophilus, a new miniature addition to the ichthyofauna of West Bengal, north-eastern India, with observations on its ecology and preliminary notes on its ethology (Actinopterygii: Perciformes: Badidae). Zootaxa 3986 (no. 2): 193-200
Text & Photos: Frank Schäfer