Bei Plattfischen wie Flundern, Schollen, Butten und Zungen denkt man eigentlich an das Meer und Speisefische. Nur wenig bekannt ist hingegen, dass auch etliche Arten reine Süßwasserbewohner sind. Unter den Achiridae (Amerikanische Seezungen) sind es in Südamerika z.B. sind 26 Arten aus dem Süßwasser bekannt, von denen allerdings viele euryhalin sind. also sowohl im Meer, im Brackwasser und im Süßwasser leben. Zu den ausschließlich im Süßwassr lebenden Arten zählt Apionichthys nattereri, die wir aus Peru importieren konnten.
Geschickt wurden uns die Tiere als Apionichthys finis, eine nahe verwandte Art, die ebenfalls nur im Süßwasser vorkommt und auch für Peru gemeldet ist; ein erster Vergleich am Importtag mit der Erstbeschreibung von A. finis aus dem Jahr 1912 ergab zunächst einmal keine Bedenken. Eine Woche später fanden wir dann Zeit, die Tiere intensiver zu studieren. Die zu Rate gezogene Revision der Gattung Apionichthys von Ramos aus dem Jahr 2003 ergab dann aber schnell, dass es sich bei unseren Tieren um A. nattereri handeln muss. Im Gegensatz zu A. finis sind bei A. nattereri Rücken-, Schwanz- und Afterflosse zwar deutlich voneinander unterscheidbar, dennoch verbunden. Bei A. finis sind die drei Flossen voneinander getrennt. Eindeutig wurde die Identifikation, als sich ein Tier an die Frontscheibe des Photographieraquarium hängte. Der umlaufende schwarze Rand auf der blinden Seite des Plattfisches ist artcharakteristisch für A. nattereri und kommt bei keiner anderen Spezies vor.
Ganz drollig sind die winzigen, auf Stielen sitzenden Augen und der nicht minder winzige Mund. Von der hübschen Fleckenzeichnung der Tiere bekommt man allerdings in einem richtig eingerichteten Aquarium nicht oft etwas zu sehen, denn wie alle Plattfische verbringen diese Tiere einen großen Teil des Tages eingegraben in feinem Sand.
Apionichthys nattereri wird etwa 25 cm lang und ist damit einer der größten Vertreter der Gattung. Die Art kommt im gesamten Amazonasbecken vor. Über die Fortpflanzung liegen keinerlei Informationen vor. Die Tiere sind sicher Eierleger ohne Brutpflege, doch wie, wo und wann die Fische laichen und die Larven sich entwickeln ist unbekannt. Die Untersuchung der Gehörsteinchen (Otolithen) von zwei verwandten Süßwasserarten, nämlich A. finis und Hypoclinemus mentalis, ergab, dass diese beiden Arten wohl auch im Süßwasser ablaichen und nie im Meer leben, auch als Larven nicht (Matsushita et al., 2020).
Für unsere Kunden: die Tiere haben Code 207075 auf unserer Stockliste. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließlich den Großhandel beliefern. Nur wenige Exemplare lieferbar!
Text & Photos: Frank Schäfer
Literatur:
Eigenmann, C. H. (1912): The freshwater fishes of British Guiana, including a study of the ecological grouping of species, and the relation of the fauna of the plateau to that of the lowlands. Memoirs of the Carnegie Museum v. 5 (no. 1): i-xxii + 1-578, Pls. 1-103.
Matsushita, Y., Miyoshi, K., Kabeya, N., Sanada, S., Yazawa, R., Haga, Y., Satoh, S., Yamamoto, Y, Strüssmann, C. A., Luckenbach, J. A. & Yoshizaki, G. (2020): Flatfishes colonised freshwater environments by acquisition of various DHA biosynthetic pathways. Communications biology, 3(1), 1-9.
Ramos, R. T. C. (2003): Systematic review of Apionichthys (Pleuronectiformes: Achiridae), with description of four new species. Ichthyological Exploration of Freshwaters v. 14 (no. 2): 97-126.