Wo kommen eigentlich die Zierfische her, die in den Handel kommen? Die große Masse, das kann man sagen, kommt aus Zierfischzüchtereien in Südostasien, gefolgt von Zuchtbetrieben in Israel und der Tschechei. Aber es gibt auch kleinere, speziellere Zierfischzüchtereien, die das Besondere liefern. Wir sind natürlich stets bestrebt, auch für solche Zuchtbetriebe attraktiv zu sein, obwohl wir natürlich als Großhandel für den Großhandel preislich oft nicht mithalten können. Trotzdem: durch unsere guten weltweiten Kontakte und das Exportgeschäft finden sich auch in diesem Geschäftssektor gute Schnittmengen.
Kürzlich hatte unser Lieferant Kurt Jülich Tag der offenen Tür und wir Gelegenheit, seinen Betrieb in Augenschein zu nehmen und etwas mehr zu plauschen, als das im oft hektischen Alltag möglich ist. Schon seit mehreren Jahren beziehen wir von hier erstklassige Skalare, sowohl wunderbare Zuchtformen, wie den Red Devil, als auch Wildform-Nachzuchten. Dazu kommen immer wieder einmal andere Buntbarsche, wie z.B. der rotlippige Satanoperca rhynchitis, aber auch Panzer- und L-Welse.
Bei jedem Detail der Anlage merkt man den Praktiker. Ob es die Lampenaufhängungen oder die Vorrichtungen für den Wasserwechsel sind, Details der Filterung oder der Fütterung: hier wird erst gedacht und dann gemacht. Doch bei aller technischen Ausgereiftheit steht das Tier immer im Vordergrund. Und Kurt brennt immer noch für seine Fische. Wenn ihn eine Art begeistert, dann ist der wirtschaftliche Erfolg, der mit ihr zu erzielen wäre, erst einmal nebensächlich. Dann muss sie her und dann wird sie „geknackt“. Oft sehr erfolgreich, wie bei den roten Hexenwelsen. Wir hatten einmal zufällig ein rotes Exemplar unter unseren aus Paraguay importierten Hemiloricaria lanceolata. Es kam zum Züchter unseres Vertrauens – Kurt Jülich -, gemeinsam mit ein paar normal gefärbten Artgenossen. Und es gelang Kurt tatsächlich in verhältnismäßig kurzer Zeit deutlich mehr daraus zu machen. Bald können die Tiere vermarktet werden. Bei anderen Arten, wie Biotodoma cupido „Coari“ hat es noch nicht geklappt. Unfassbar schöne Tiere schwimmen bei Kurt, aber sie haben sich noch nicht vermehrt. Wir sind sicher, die Betonung liegt auf „noch“…
Kurts Frau Monika züchtet selbst auch Fische, aber auch Trichterbromelien, Tillandsien, Orchideen und andere grüne Kostbarkeiten. Die beiden ergänzen sich hervorragend. Anders ginge es bei dem riesigen Pflegeaufwand auch nicht. Denn eines ist mal sicher: trotz des großen aktuellen Umbaus – Anlass für den Tag der offenen Tür – ist bei Jülichs stets „nach dem Projekt“ = „vor dem Projekt“. Pläne ohne Ende und – damit es nicht langweilig wird – auch noch Hobbys, wie eine große Heidelbeer-Sammlung (lebende Sträucher, nicht blaue Leckereien im Tiefkühler!).
Liebe zum Tier ist das eine, Sachverstand das andere. Jülichs sind stolz, dass ihre Leidenschaft auf die Kinder durchgeschlagen hat. Die Tochter ist eine weltweit anerkannte Genetikerin in den USA, der Sohn, ebenfalls ein promovierter Biologe, arbeitet als Dozent an einer Universität in China. Aber das sind keine Distanzen, wenn Monika und Kurt einmal Hilfe brauchen. Dann stehen die Kinder bei, ob mit praktischen Hinweisen zur züchterischen Arbeit oder mit Tipps zur Machbarkeit bezüglich der Stabilisierung gewünschter körperlicher oder farblicher Merkmale.
Wir haben den Besuch bei Jülichs in jeder Hinsicht sehr genossen (auch das Kesselgulasch) und freuen uns auf die schönen Nachzuchtfische aus ihrem Hause, die noch kommen werden!
Und hier geht es zu einem Filmchen:
Text: Frank Schäfer, Photos: Dirk Stojek, Roman Neunkirchen, Frank Schäfer